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Montag, 25. April 2016

Mein Halbkreismantel ist fertig!

Den Mantel selbst habe ich ja schon vor einem Jahr aus handgesponnener Steinschafwolle angefertigt. Und nun ist er auch mit einem Innenfutter versehen – aus selbst gesponnener und in Leinwandbindung verwebter dunkelbrauner Jacobsschafwolle

mittelalterlicher Halbkreismantel mit Innenfutter


Alles von der Spinnfaser an selbst zu machen, braucht Zeit und Geduld
Es hat doch etwa vier Monate beansprucht, um das Futter fertig zu bekommen und in den Mantel zu einzunähen. Ein Motivationstief hat mich im Winter etwas ausgebremst, aber je näher die neue Mittelaltermarkt-Saison rückte, desto mehr Antrieb bekam ich wieder. Und nun freue ich mich darauf, den Mantel zum ersten Mal auszuführen und dabei zu testen, wie wärmend, winddicht und robust er durch das Füttern geworden ist. Leider hat er zu seinem bereits vorbestehenden Gewicht von etwa anderthalb Kilo nochmal ein gutes Kilo dazubekommen. Naja, im Vergleich zu dem, was manche Männer auf Mittelalterveranstaltungen an Rüstung mit sich herumschleppen müssen, ist das dann doch eher ein Klacks...



Das Innenfutter paßt nicht genau
Als ich die Dreiecke für das Innenfutter fertig aneinander genäht hatte, mußte ich noch entscheiden, wie ich es am Besten an dem Halbkreismantel befestige. Ich legte beides aufeinander und erkannte schnell, daß mein Futter von der Spannweite her ein wenig kleiner geworden war als der Mantel. Außerdem stellte ich fest, daß die Rundung meines Mantels viel ungleichmäßiger war, als ich gedacht hatte, und nun Außenteil und Futter nicht wirklich aufeinander paßten. Da ich mal irgendwo gelesen hatte, daß es wohl sogar Belege dafür gibt, daß im Mittelalter bei Mänteln das Innenfutter durchaus nicht immer unten herum festgenäht worden war, beschloß ich, das Innenteil nur am Kragen und an den Seiten festzunähen. So macht die Weitendifferenz nun nichts mehr aus. Außerdem fällt der Mantel auch schön.

dekorative Naht mit Hexenstichen


Ein hübsches Detail entstand beim Zusammennähen des Mantels eher zufällig
Damit mein Innenfutter gut hält, nähte ich es mit demselben Wollgarn, aus dem der Außenteil besteht, mit einer Reihe Hexenstiche fest. Das helle Grau ergab eine schöne, auf dem dunkelbraunen Innenstoff gut sichtbare, Stickerei. Nun sieht mein Halbkreismantel – zumindest von innen – gleich ein wenig edler aus.

Montag, 4. Januar 2016

Spinn- und Webeigenschaften von Jacobschafwolle – ein Erfahrungsbericht

Vor Kurzem habe ich damit begonnen, für meinen mittelalterlichen Halbkreismantel ein Futter anzufertigen. Den Stoff dafür werde ich aus selbst gesponnener und verwebter Jacobschafwolle herstellen. Da ich bei diesen Arbeiten inzwischen immer begeisterter von dieser Wolle wurde, möchte ich sie hier nun etwas genauer beschreiben.


So sieht das Jacobschaf aus

Die mittelgroßen robusten Tiere fallen vor allem wegen ihrer eindrucksvollen Hörner auf. Den Kopfschmuck besitzen beide Geschlechter, wobei weibliche Tiere meist nur zwei Hörner bekommen, männliche eher vier bis manchmal auch sechs Stück. Jacobsschafe haben ein braun-weiß oder schwarz-weiß geflecktes Wollkleid. Zur farbreinen Weiterverarbeitung werden die unterschiedlichen Wollflocken nach der Schur farblich sortiert.


Geschichte der Jacobschafe

Bei diesen Tieren handelt es sich um eine sehr alte Schafrasse, deren Name auf den biblischen Jacob zurückgehen soll. Angeblich lebten bereits vor 4000 Jahren Vorfahren der Jacobschafe in China und Persien. Nomaden sollen einige der Tiere nach Afrika gebracht haben. Von dort gelangten sie dann durch maurische Eroberer bis nach Spanien.

Spanische Seefahrer nahmen im 16. Jahrhundert gern Jacobschafe als „lebendigen Essensvorrat“ mit auf ihre Schiffe. So gelangten auch in andere Regionen der damals bekannten Welt. Jacobschafe sollen auch 1588 an Bord der spanischen Armada gewesen sein, als diese vor der Englischen Küste unterging. Einige der Tiere, die es schafften, sich an Land zu retten, siedelten sich danach dort an.

Im Lauf der Zeit wurde die Population der Jacobschafe auf dem Europäischen Festland und auch auf der Britischen Insel immer kleiner, bis sie schließlich vom Aussterben bedroht waren. Erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts fand die Rasse unter anderem auch in Deutschland genügend Liebhaber, die sich für deren Erhalt einsetzten. Jetzt hat sich die Anzahl der Jacobschafe wieder einigermaßen stabilisiert.


Spinneigenschaften der Jacobschafwolle

Für mein Projekt verwende ich braune Jacobschafwolle im Kammzug vom „Wollschaf“. Die Fasern besitzen eine Feinheit von 32 bis 34 Micron. Sie haben eine Stapellänge von 8 bis 9 cm. Laut Rassestandard sind etwa 7 bis 18 cm möglich. Die Spinnfasern fühlen sich griffig und weich an, sind aber etwas rauer als z. B. Merino. In dem dunklen Kammzug sind wenige weiße Grannenhaare und auch ein paar Reste von Gras deutlich sichtbar. Diese zupfe ich teilweise schon vor dem Spinnen oder auch währenddessen heraus. Das bremst die Verarbeitung ein wenig, finde ich aber nicht weiter schlimm.


Wolle vom Jacobschaf läßt sich gut verspinnen

Der Kammzug läßt sich gut verspinnen und ist auch für Anfänger gut geeignet. Man soll damit auch gut filzen können, das habe ich selbst aber noch nicht ausprobiert. Ich verspinne die Fasern im kurzen Auszug, da ich gern einen stabilen Faden bekommen möchte, der auch die Belastung als Kettfaden beim Weben aushält. Deswegen kettenverzwirne ich es auch anschließend noch zu einem dreifädigen Garn. Im Entspannungsbad zeigt sich, daß noch viel Staub in den Fasern ist, denn das Wasser verfärbt sich deutlich braun.

Durch das Bad flufft das Garn flufft noch ein gutes Stück auf. Im Ergebnis kann ich daraus einen Faden von etwa Fingering Weight herstellen. Da ich für mein Mega-Projekt (ca. anderthalb Kilo Fasern) meinen Schwerpunkt mehr auf Schnelligkeit als auf einen schönen Faden lege, hat mein Garn viele dickere und dünnere Stellen bekommen. Ich bin mir sicher, daß man auch einen wesentlich gleichmäßigeren Faden daraus spinnen kann, wenn man etwas sorgfältiger arbeitet, als ich es bis jetzt tat.


handgesponnenes Garn aus Jacobschafwolle


Wolle vom Jacobschaf verweben

Das ist der absolute Hammer! Ich hab schon andere handgesponnene Garne für meine Reenactment-Projekte verwebt (z. B. Merino vom Kammzug und Batt, Steinschaf), aber so toll wie das Jacobschaf war nichts davon. Ich webe auf meiner 80 cm breiten Kromski Harfe, die ich auch fast zur vollen Breite bespannt habe, mit einem 10 dpi (40 Fäden auf 10 cm) Webblatt.

Schon das Aufziehen der Kette verlief absolut problemlos. Und was mich besonders beeindruckt, ist die Tatsache, daß die Kettfäden der Beanspruchung durch den Webkamm super trotzen. Obwohl ich nicht zimperlich mit ihnen umgehe, zeigen sie so gut wie keine Abriebspuren! Und bis jetzt kam auch noch keine der dünneren Stellen meiner Kette auch nur in die Versuchung, zu reißen. In meinen bisherigen Webversuchen mit Schafwolle war es eigentlich immer so, daß die Kettfäden ein wenig aneinanderfilzten. Das ist beim Jacobschaf gar nicht der Fall. Vielleicht ist es auch mit einem engeren Webblatt anders (das probiere ich eventuell auch noch mal aus). Aber im Moment bin ich von den Webeigenschaften dieser Wolle einfach nur begeistert.

Es entsteht ein lockeres Gewebe, das auf dem Rahmen schon recht durchscheinend aussieht. Aber ich möchte für das Futter meines Halbkreismantels auch einen lockeren, nicht zu schweren Stoff bekommen. Außerdem denke ich, daß die Löchlein durch das anschließende Waschen noch kleiner werden. So weit bin ich mit meiner Arbeit jedoch noch nicht.

handgesponnene Wolle vom Jacobschaf eignet sich zum Weben


Mein Fazit zur Verarbeitung der Wolle vom Jacobschaf

Ich bin begeistert von diesem Material. Schon das Spinnen geht leicht von der Hand und macht Spaß. Lediglich das Herauszupfen der Grannenhaare ist etwas lästig, weil es mein Spinntempo bremst. Das fertige Garn ist robust und kommt sogar prächtig mit der Belastung als Kettfaden beim Weben zurecht. Es fühlt sich mittelmäßig weich an und ist für das Innenfutter meines Mantels gut geeignet. Ich kann mir vorstellen, daß es – etwas fluffiger im langen Auszug versponnen – auch für einen gestrickten Pulli oder eine Jacke gut verwendbar ist. Für mein Vorhaben ist es die ideale Faser. Die Tatsache, daß sie von einer sehr alten und auch noch immer bedrohten Schafrasse stammt, macht sie für mein Mittelalterprojekt um so geeigneter. Ich freue mich darauf, bald wieder weiter mit der Wolle vom Jacobschaf zu spinnen und zu weben. 


Quellen
Homepage des Jacob-Hof Speuß
Homepage des Online-Versandhauses „DasWollschaf“

 


Donnerstag, 31. Dezember 2015

Ein Innenfutter für meinen mittelalterlichen Halbkreismantel

Nachdem ich mir im vergangenen Winter einen Halbkreismantel von der Spinnfaser an selbst gemacht habe, möchte ich heuer noch ein Innenfutter dafür anfertigen.

Wieso ich den bereits fertigen Mittelalter-Mantel nun noch abfüttern möchte
Während der vergangenen Mittelaltermarkt-Saison hat mir der Mantel bereits gute Dienste geleistet. Er hat mich an kühleren Sommertagen und -abenden gut gewärmt. Aber gegen Regennässe und Wind war er doch nicht besonders widerstandsfähig. Das ist auch kein Wunder, denn einerseits habe ich während der verschiedenen Arbeitsschritte das Wollfett so ziemlich ausgewaschen. Andererseits wurde der Stoff, den ich aus naturgrauer Steinschafwolle gewebt habe, eher grob. Ich habe noch ein paar Versuche unternommen, den fertigen Mantel etwas anzufilzen, um ihn dichter zu bekommen, Doch das ließ das Material nur eingeschränkt zu. Die Fasern der Steinschafwolle sind eher glatt und und nur schlecht zum Filzen geeignet. Das andere Problem, das ich mit dem Mantel habe, ist, daß sich ein paar Nähte, die durch die Fibel und das Tragen besonders beansprucht werden, allmählich lösen. Deshalb entschloß ich mich, meinem ohnehin schon eher schweren Mantel nun doch noch ein Innenfutter zu gönnen. Ich hoffe, daß er dadurch etwas stabiler wird und Wind und Regen ein wenig besser trotzen kann.

Das Garn, um daraus den Stoff für mein Halbkreismantel-Innenfutter zu weben, werde ich wieder selber spinnen
Für das Innenfutter habe ich mich für dunkelbraune Jakobschaf-Wolle entschieden. Ich wollte die Innenseite in einer natürlichen Kontrastfarbe anfertigen. Diese Wolle habe ich als Kammzug mal probeweise versponnen. Da das gut von der Hand ging und ich auch einen schönen, dünnen zweifach verzwirnten Faden produzieren konnte (es soll ein eher leichter Wollstoff werden, der Mantel ist auch so schon schwer genug), fiel meine Wahl dann auf diese Fasern.
Nach ein wenig Rechnerei habe ich mir dann anderthalb Kilo davon bestellt, und etwa 300 Gramm sind nun auch schon versponnen. Im Moment trocknet das Garn nach dem Entspannungsbad noch, aber bald werde ich den Webrahmen zum ersten Mal bespannen können.

Der Futterstoff möchte ich in vier Einzelstücken weben
Damit die Kettfäden noch einigermaßen handhabbar bleiben, werde ich den Stoff nicht in einem Stück weben, sondern als vier Einzelteile. Die Kettfäden werden trotzdem etwa 1,80 Meter lang sein. Die fertigen Stoffbahnen werde ich dann wieder in je ein gleichschenkliges Dreieck in der Mitte und zwei rechtwinklige an den beiden Seiten zerschneiden, wie es die Schemazeichnung zeigt. 

Zuschnittplan für mittelalterlichen Halbkreismantel und dessen Futter
 
Die rechtwinkligen Dreiecke werde ich mit den Längsseiten so zusammennähen, daß daraus ebenfalls gleichschenklige Dreiecke entstehen, die ich dann so, wie in der zweiten Zeichnung zu sehen ist, aneinander nähe. In der Mitte werde ich einen halbrunden Halsausschnitt einfügen. Ich bin mir nicht sicher, ob das dem großen „A“ gerecht wird. Aber bei meinem Mantel habe ich das letztes Jahr schon so gemacht, und den Ausschnitt auch mit einem kleinen, schlichten Kragen eingefaßt. Das hat dem Mantel dort oben eine gute Stabilität gegeben. Da ist bis jetzt noch nichts aufgegangen.

So werden die Dreiecke für das Futter des Mittelaltermantels zusammengefügt


Zum Schluß werde ich das Mantelfutter etwas anfilzen
Bevor ich dann das Futter einnähe, möchte ich versuchen, es durch Filzen ein wenig zu verdichten. Und dann hoffe ich, daß es von der Größe her auch wirklich mit dem Mantel übereinstimmt...
Tja, da liegt eine Menge Arbeit vor mir. Ich freue mich aber darauf, auch wenn ich vor dem Berg eintönig brauner Spinnasern schon ein wenig Respekt habe. Aber ich habe es ja letztes Jahr schon einmal geschafft, und bei meiner selbst gesponnenen, gewebten und genähten Kotte war es auch nicht anders.

Montag, 4. August 2014

Mein Mittelalterkleid ist fertig

Nachdem ich es bereits einige Male auf Mittelalterfesten getragen habe, hab ich es nun auch noch geschafft, mein fertiges Kleid zu fotografieren:

Mittelalterkleid aus handgesponnen- und gewebtem Wollstoff


Da das leinene Unterkleid noch darunter kommt, war es bei gut dreißig Grad auf einigen Mittelaltermärkten schon recht warm in meiner Gewandung. Trotzdem trug ich sie voll Stolz, nach all der Arbeit, die ich hineingesteckt habe.

Nachdem ich das Wollkleid zusammengenäht hatte, hab ich mit meinem Schul-Webrahmen ein paar brettchengewebte Bänder angefertigt. Diese zieren nun den Halsausschnitt und die Ärmel meines Kleides. Auch der Gürtel ist brettchengewebt. Und um mich am Ende langsam wieder von der Handarbeiterei zu entwöhnen, machte ich aus braunen handgesponnenen und teils selbst gefärbten Wollresten noch eine Pilgertasche, in der ich alles unterbringen kann, was ich auf Mittelaltermärkten so immer mitschleppe.

mittelalterliche Pilgertasche


Ja, es war viel Arbeit, und schön ist es zu sehen, was ich da geschaffen habe! Nun fehlt meiner Gewandung noch ein warmer Mantel, falls es einmal keine dreißig Grad hat... Mal sehen, der nächste lange Winter kommt bestimmt!

Donnerstag, 8. Mai 2014

Fast vier Meter handgesponnener und -gewebter Stoff für mein Oberkleid fertig

Es geht voran! Ich hab jetzt eine Weile fast jede freie Minute in mein Mittelalterkleid gesteckt, und nun ist der knapp vier Meter lange Stoff für das Vorder- und Rückenteil des Oberkleides fertig:

Der handgewebte Stoff für mein Oberkleid


Jetzt macht die Sache wieder mehr Spaß. Wenn ich den Stoff um mich herum drapiere (die Ärmel sind ja sogar schon fertig genäht), kann ich mir nun bereits ein ungefähres Bild davon machen, wie das Kleid mal aussehen wird. Und es gefällt mir gut!

Wenn man den Stoff genauer anschaut, sieht man zwar, daß manche Stellen dichter und manche lockerer gewebt sind. Aber gleichmäßiger ging es irgendwie nicht. Dafür ist es Handarbeit. Und als Krönung hat meine Katze Elli den Webrahmen immer wieder als Liegeplatz benutzt, was stellenweise Spuren hinterlassen hat – verschobene Fäden und kleine Löcher. Ich konnte das aber wieder einigermaßen korrigieren. Und man muß schon genau hinsehen, um die Unregelmäßigkeiten zu erkennen.

Beim „Anprobieren“ habe ich festgestellt, daß der Stoff ungefähr einen halben Meter zu lang ist. Anscheinend habe ich die Kette etwas zu großzügig abgemessen und zu viel Einsprung in der Länge berechnet – von der Breite her paßt es aber. Da ich ja auch noch eine Stoffbahn für die seitlichen Geren brauche, der übrige halbe Meter dafür aber zu wenig ist, beschloß ich, das zu lange Stück zu recyclen. Ich maß genau ab, wieviel Stoff ich für das Vorder- und Rückenteil (die ich gern in einem Stück lassen möchte, damit ich mir die Nähte über den Schulter sparen kann) + Nahtzugaben, brauche. Dann faßte ich die Kettfäden an der Stelle, an der ich den Stoff abschneiden wollte, erst einmal mit Saumstichen ein, damit mir nicht gleich alles wieder aufging. Als das geschehen war, schnitt ich das zu lange Stück vorsichtig ab, damit die Schußfäden dabei auch wirklich heil blieben.

Und dann habe ich das, was zuviel war, wieder aufgetrennt und zu einem Knäuel gewickelt. So habe ich jetzt ein gutes „Startkapital“ für die Geren. Als Kettfäden möchte ich sie nicht verwenden, da sie doch bereits etwas strapaziert aussehen. Durch das Weben waren sie schon etwas (minimal) aneinandergefilzt. Aber als Schußfäden kann ich sie noch gut verwenden. Nun muß ich die Kettfäden für die Geren fertig spinnen, und dann kann ich bald damit loslegen.

Donnerstag, 3. April 2014

Die Vier-Meter-Mega-Kette für mein Mittelalterkleid auf den Webrahmen gespannt

Nachdem ich endlich genug (gut anderthalb Kilometer!) Wolle für die Kettfäden gesponnen hatte, war es soweit: Ich konnte die Kettfäden für den Hauptteil des Kleides (Vorder- und Rückenteil zusammen in einem Stück) schären. Schon das allein war ein mittleres Abenteuer.

Ich wollte es nach der Methode machen, bei der man die Kettfäden gleich beim Schären am Kettbaum befestigt und durch die Schlitze des Kammes zieht – hier der Link zu einemVideo, das diese Schärmethode erklärt

Also baute ich meine 80 Zentimeter breite Kromski Harfe am einen Ende meines Wohnzimmers auf. Und als ich den Schärpflock vier Meter davon entfernt positionieren wollte, merkte ich, daß der Raum zu klein dafür war. Doch mit etwas Improvisieren in Richtung Flur bekam ich die Strecke doch noch hin.

Danach begann das Hin- und Herwandern mit der Wolle zwischen Pflock und Webrahmen, was nicht nur mich in Bewegung brachte, sondern auch meine beiden Katzen. Die hatten ihre helle Freude mit den vielen Fäden und trieben mich zwischenzeitlich schier in den Wahnsinn!

Als nach einigem Kampf schließlich alles fertig geschärt war, flocht ich aus den langen Fäden erst einmal einen Zopf, um sie bis zum nächsten Tag stillzulegen, an dem ich mir für das Aufbäumen ein paar zusätzliche Hände organisiert hatte. Denn bei dieser Kettenlänge und -breite hätte ich es allein niemals geschafft, beim Aufrollen auch nur eine halbwegs gleichmäßige Spannung zu bekommen.

Am folgenden Tag wurde mir schnell klar, daß auch zwei Paar Hände für dieses waghalsige Unternehmen zu wenig waren. Am Ende waren wir zu dritt – einer drehte am Kettbaum, zwei entwirrten und hielten die Fäden. Außerdem dauerte die Aktion anstelle der von mir dafür einkalkulierten zehn Minuten dann doch eine gute Stunde...

Die vier Meter langen Kettfäden vor dem Aufbäumen auf meine Kromski Harfe


Nun ist meine Harfe aber fertig bespannt und ich hab bereits mit dem Weben angefangen. Bis jetzt habe ich keine größeren Probleme mit der Fadenspannung. Auch meine Sorge, daß die Kettfäden die Beanspruchung durch den Kamm nicht aushalten könnten, ist bis jetzt unbegründet. Sie fransen schon aus, aber bis jetzt hält es ganz gut.

Und nun folgt ein Geduldsspiel. Denn ich brauche für zehn Zentimeter fast einen ganzen Abend. Damit ich mich etwas besser orientieren kann und auch einen Fortschritt sehen kann, markiere ich mir am Rand alle zehn Zentimeter eine Stelle und einen Strich auf meinem Notizblock. Zwischendurch muß ich dann auch immer wieder Wolle nachspinnen. Für vierzig Zentimeter Stoff brauche ich ungefähr 50 Gramm Garn in Lace-Stärke.

Puh! Ob das wirklich bis zum Sommer was wird? Wer hatte eigentlich diese dämliche Idee mit dem selbstgemachten Stoff für mein Mittelalterkleid???

Dienstag, 11. Februar 2014

Neues Großprojekt begonnen: mein selbstgemachtes Mittelalter-Kleid

Ich geb's ja zu, es ist schon ein ziemlich wahnsinniges Unterfangen, das mir da vorschwebt. Aber versuchen möchte ich es, mir ein einfaches Mittelalterkleid selberzumachen – komplett selberzumachen: ein Unterkleid, ein Darüberkleid und dann noch was für den Kopf. Ich möchte also zuerst das Garn spinnen, es dann zu Stoff weben und daraus schließlich mit der Hand ein Kleid nähen. Mein Plan ist, es möglichst bis zum Sommer fertigzubekommen, damit ich es auf diversen Mittelaltermärkten anziehen kann. Mal sehen, ob das heuer wirklich etwas wird.

Den Leinenstoff für das Unterkleid wirklich selbst spinnen und weben?
Das erste Zugeständnis bei dem „komplett selbermachen“ hab ich jedoch bereits in Kauf genommen. Da das Unterkleid historisch korrekt aus Leinen bestehen sollte, wagte ich mich also zum ersten Mal daran, Leinen zu spinnen. Nach einer Weile klappte dies auch einigermaßen. Aber die Vorstellung, genug davon herstellen zu müssen, um danach etwa drei Meter Stoff in 80 cm Breite weben zu können, bremste meinen Enthusiasmus dann doch recht. Das Spinnen allein hätte wahrscheinlich schon ein Jahr gedauert. Also kaufte ich mir beim blau-gelben schwedischen „Mittelalter-Ausstatter“ einen naturfarbenen Leinenstoff, aus dem ich mein Unterkleid nähen wollte.

Das Unterkleid zuschneiden
Einen richtigen Schnitt hatte ich auch nicht. Ich wußte nur, daß es ein ganz einfaches Mittelalterkleid werden sollte, ein gerader Schnitt mit je einer Gere links und rechts. Also las ich mich durch das Netz und Bücher und fertigte mir schließlich ein Schnittmuster nach meinen Körpermaßen an, das ich in Originalgröße auf dünnes Papier aufmalte. Ich schnitt den Stoff danach zu (drei Meter Stoff und jede Menge Papier auf dem Boden, welch Freude für meine Katzis!).

Schnittschema mittelalterliches Unterkleid



Und dann per Hand zusammennähen
Schließlich hab ich die Einzelteile mit Stepp- und Vorstichen zusammengenäht und möglichst unsichtbar versäumt. Das klappte erstaunlich gut und dauerte auch nicht so ewig lange, wie ich befürchtet hatte. Was etwas nervte, war die Tatsache, daß ich den Beleg am Halsausschnitt falsch herum annähte und dies erst recht spät merkte, so daß ich alles wieder auseinandertrennen mußte und nochmal von vorn anfangen. Auch ein Ärmel war seltsamerweise (ich hab eigentlich gut aufgepaßt...) plötzlich linksherum angenäht. Aber ansonsten hat es richtig Spaß gemacht, und nun ist das Unterkleid fertig!

mittelalterliches Unterkleid aus Leinenstoff


Der Stoff für das eigentliche Mittelalterkleid wird selbstgemacht
Für das Darüberkleid hab ich mit ein gutes Kilo blaue Merinowolle gekauft. Bis jetzt sind die ersten 200 Gramm versponnen. Das geht zwar wesentlich schneller, als ich Leinen spinnen kann, dauert aber doch seine Zeit. In 100 Gramm muß ich etwa 30 Stunden investieren, dafür hat das (fertig zweifach verzwirnte) Garn dann auch eine traumhafte Lauflänge von ungefähr einem Kilometer!! Und nachdem ich entdeckt habe, daß ich inzwischen beim Spinnen sogar lesen kann und gar nicht mehr dauernd hinschauen muß, macht es gleich doppelt Spaß.


Es ist angewebt!
Nun habe ich begonnen, daraus ein etwas schmaleres Stück Stoff für die Ärmel als „Probestück“ zu weben. Mit einem 50/10er Kamm gibt das einen schönen, leichten Wollstoff, der sich hoffentlich auch gut weiterverarbeiten läßt. Mal sehen, mir fehlt noch ein gutes Stück.