Ich geb's ja zu, es ist schon ein
ziemlich wahnsinniges Unterfangen, das mir da vorschwebt. Aber
versuchen möchte ich es, mir ein einfaches Mittelalterkleid
selberzumachen – komplett selberzumachen: ein Unterkleid, ein
Darüberkleid und dann noch was für den Kopf. Ich möchte also
zuerst das Garn spinnen, es dann zu Stoff weben und daraus
schließlich mit der Hand ein Kleid nähen. Mein Plan ist, es
möglichst bis zum Sommer fertigzubekommen, damit ich es auf diversen
Mittelaltermärkten anziehen kann. Mal sehen, ob das heuer wirklich
etwas wird.
Den Leinenstoff für das Unterkleid
wirklich selbst spinnen und weben?
Das erste Zugeständnis bei dem
„komplett selbermachen“ hab ich jedoch bereits in Kauf genommen.
Da das Unterkleid historisch korrekt aus Leinen bestehen sollte,
wagte ich mich also zum ersten Mal daran, Leinen zu spinnen. Nach
einer Weile klappte dies auch einigermaßen. Aber die Vorstellung,
genug davon herstellen zu müssen, um danach etwa drei Meter Stoff in
80 cm Breite weben zu können, bremste meinen Enthusiasmus dann doch
recht. Das Spinnen allein hätte wahrscheinlich schon ein Jahr
gedauert. Also kaufte ich mir beim blau-gelben schwedischen
„Mittelalter-Ausstatter“ einen naturfarbenen Leinenstoff, aus dem
ich mein Unterkleid nähen wollte.
Das Unterkleid zuschneiden
Einen richtigen Schnitt hatte ich auch
nicht. Ich wußte nur, daß es ein ganz einfaches Mittelalterkleid
werden sollte, ein gerader Schnitt mit je einer Gere links und
rechts. Also las ich mich durch das Netz und Bücher und fertigte mir
schließlich ein Schnittmuster nach meinen Körpermaßen an, das ich
in Originalgröße auf dünnes Papier aufmalte. Ich schnitt den Stoff
danach zu (drei Meter Stoff und jede Menge Papier auf dem Boden,
welch Freude für meine Katzis!).
Schnittschema mittelalterliches Unterkleid |
Und dann per Hand zusammennähen
Schließlich hab ich die Einzelteile
mit Stepp- und Vorstichen zusammengenäht und möglichst unsichtbar
versäumt. Das klappte erstaunlich gut und dauerte auch nicht so ewig
lange, wie ich befürchtet hatte. Was etwas nervte, war die Tatsache,
daß ich den Beleg am Halsausschnitt falsch herum annähte und dies
erst recht spät merkte, so daß ich alles wieder auseinandertrennen
mußte und nochmal von vorn anfangen. Auch ein Ärmel war
seltsamerweise (ich hab eigentlich gut aufgepaßt...) plötzlich
linksherum angenäht. Aber ansonsten hat es richtig Spaß gemacht,
und nun ist das Unterkleid fertig!
mittelalterliches Unterkleid aus Leinenstoff |
Der Stoff für das eigentliche
Mittelalterkleid wird selbstgemacht
Für das Darüberkleid hab ich mit ein
gutes Kilo blaue Merinowolle gekauft. Bis jetzt sind die ersten 200
Gramm versponnen. Das geht zwar wesentlich schneller, als ich Leinen
spinnen kann, dauert aber doch seine Zeit. In 100 Gramm muß ich etwa
30 Stunden investieren, dafür hat das (fertig zweifach verzwirnte)
Garn dann auch eine traumhafte Lauflänge von ungefähr einem
Kilometer!! Und nachdem ich entdeckt habe, daß ich inzwischen beim
Spinnen sogar lesen kann und gar nicht mehr dauernd hinschauen muß,
macht es gleich doppelt Spaß.
Es ist angewebt!
Nun habe ich begonnen, daraus ein etwas
schmaleres Stück Stoff für die Ärmel als „Probestück“ zu
weben. Mit einem 50/10er Kamm gibt das einen schönen, leichten
Wollstoff, der sich hoffentlich auch gut weiterverarbeiten läßt.
Mal sehen, mir fehlt noch ein gutes Stück.
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