Donnerstag, 31. Dezember 2015

Ein Innenfutter für meinen mittelalterlichen Halbkreismantel

Nachdem ich mir im vergangenen Winter einen Halbkreismantel von der Spinnfaser an selbst gemacht habe, möchte ich heuer noch ein Innenfutter dafür anfertigen.

Wieso ich den bereits fertigen Mittelalter-Mantel nun noch abfüttern möchte
Während der vergangenen Mittelaltermarkt-Saison hat mir der Mantel bereits gute Dienste geleistet. Er hat mich an kühleren Sommertagen und -abenden gut gewärmt. Aber gegen Regennässe und Wind war er doch nicht besonders widerstandsfähig. Das ist auch kein Wunder, denn einerseits habe ich während der verschiedenen Arbeitsschritte das Wollfett so ziemlich ausgewaschen. Andererseits wurde der Stoff, den ich aus naturgrauer Steinschafwolle gewebt habe, eher grob. Ich habe noch ein paar Versuche unternommen, den fertigen Mantel etwas anzufilzen, um ihn dichter zu bekommen, Doch das ließ das Material nur eingeschränkt zu. Die Fasern der Steinschafwolle sind eher glatt und und nur schlecht zum Filzen geeignet. Das andere Problem, das ich mit dem Mantel habe, ist, daß sich ein paar Nähte, die durch die Fibel und das Tragen besonders beansprucht werden, allmählich lösen. Deshalb entschloß ich mich, meinem ohnehin schon eher schweren Mantel nun doch noch ein Innenfutter zu gönnen. Ich hoffe, daß er dadurch etwas stabiler wird und Wind und Regen ein wenig besser trotzen kann.

Das Garn, um daraus den Stoff für mein Halbkreismantel-Innenfutter zu weben, werde ich wieder selber spinnen
Für das Innenfutter habe ich mich für dunkelbraune Jakobschaf-Wolle entschieden. Ich wollte die Innenseite in einer natürlichen Kontrastfarbe anfertigen. Diese Wolle habe ich als Kammzug mal probeweise versponnen. Da das gut von der Hand ging und ich auch einen schönen, dünnen zweifach verzwirnten Faden produzieren konnte (es soll ein eher leichter Wollstoff werden, der Mantel ist auch so schon schwer genug), fiel meine Wahl dann auf diese Fasern.
Nach ein wenig Rechnerei habe ich mir dann anderthalb Kilo davon bestellt, und etwa 300 Gramm sind nun auch schon versponnen. Im Moment trocknet das Garn nach dem Entspannungsbad noch, aber bald werde ich den Webrahmen zum ersten Mal bespannen können.

Der Futterstoff möchte ich in vier Einzelstücken weben
Damit die Kettfäden noch einigermaßen handhabbar bleiben, werde ich den Stoff nicht in einem Stück weben, sondern als vier Einzelteile. Die Kettfäden werden trotzdem etwa 1,80 Meter lang sein. Die fertigen Stoffbahnen werde ich dann wieder in je ein gleichschenkliges Dreieck in der Mitte und zwei rechtwinklige an den beiden Seiten zerschneiden, wie es die Schemazeichnung zeigt. 

Zuschnittplan für mittelalterlichen Halbkreismantel und dessen Futter
 
Die rechtwinkligen Dreiecke werde ich mit den Längsseiten so zusammennähen, daß daraus ebenfalls gleichschenklige Dreiecke entstehen, die ich dann so, wie in der zweiten Zeichnung zu sehen ist, aneinander nähe. In der Mitte werde ich einen halbrunden Halsausschnitt einfügen. Ich bin mir nicht sicher, ob das dem großen „A“ gerecht wird. Aber bei meinem Mantel habe ich das letztes Jahr schon so gemacht, und den Ausschnitt auch mit einem kleinen, schlichten Kragen eingefaßt. Das hat dem Mantel dort oben eine gute Stabilität gegeben. Da ist bis jetzt noch nichts aufgegangen.

So werden die Dreiecke für das Futter des Mittelaltermantels zusammengefügt


Zum Schluß werde ich das Mantelfutter etwas anfilzen
Bevor ich dann das Futter einnähe, möchte ich versuchen, es durch Filzen ein wenig zu verdichten. Und dann hoffe ich, daß es von der Größe her auch wirklich mit dem Mantel übereinstimmt...
Tja, da liegt eine Menge Arbeit vor mir. Ich freue mich aber darauf, auch wenn ich vor dem Berg eintönig brauner Spinnasern schon ein wenig Respekt habe. Aber ich habe es ja letztes Jahr schon einmal geschafft, und bei meiner selbst gesponnenen, gewebten und genähten Kotte war es auch nicht anders.

Socken für Flüchtlinge sind fertig!

Bereits im September habe ich begonnen, für Menschen, die aus Kriegsgebieten in meine Stadt geflüchtet sind, warme Wintersocken zu stricken.
Obwohl ich wirklich drangeblieben bin, hat sich diese Strickaktion doch bis kurz vor Weihnachten hingezogen. Eigentlich wollte ich es ja vermeiden, meine Sockenspende knapp vor dem Fest abzugeben, da zu dieser Zeit bestimmt viele Leute etwas spenden. Aber eher bin ich einfach nicht fertig geworden. Und als es dann soweit war, wollte ich die Strümpfe auch "an die Leute bringen". Außerdem brauchte ich den Platz für die anderthalb Kilo Spinnfasern, die ich für ein neues Großprojekt bestellt hatte.
Also trug ich meinen Karton voller Socken (nicht ohne eine gute Portion Freude und Stolz) zur örtlichen Caritas-Kleiderkammer, da ich sichergehen wollte, daß meine Strümpfe auch wirklich bei den Leuten ankommen, die sie brauchen. Dort sah ich dann bereits auf einer Bank im Flur die Menschen sitzen, für die ich gestrickt hatte. Die Leute warteten geduldig darauf, nach und nach in das Anprobezimmer eingelassen zu werden, wo zwei Mitarbeiterinnen damit beschäftigt waren, für jeden das passende Kleidungsstück herauszusuchen, das er oder sie gerade brauchte.
Als ich mit meinem Sockenkarton dort ankam und ihn schließlich einer Mitarbeiterin übergab, bekamen das die Flüchtlinge am Gang mit. Als ich dann wieder ging, bedankten sie sich überschwänglich bei mir. Es war eine etwas eigenartige Situation. Aber ich bin mir sicher, daß meine Sockenspende bei den Leuten angekommen ist, für die sie bestimmt war. Und das war mir wichtig.


Donnerstag, 17. September 2015

Socken stricken für Flüchtlinge

Jeden Tag sehe ich in den Nachrichten neue Bilder von fliehenden, verzweifelten Menschen aus Syrien, die alles daran setzen, in Europa eine neue Heimat und Sicherheit zu finden. Und jeden Tag denke ich mir, daß ich auch irgend etwas tun muß, um diesen Leuten zu helfen. Irgend etwas, das besser ist, als Tag für Tag fassungslos den Nachrichten zuzusehen und zu spüren, doch was tun zu müssen.
Aber was? Ich könnte Geld an eine Hilfsorganisation spenden. Wieviel davon wird dann wirklich bei den Menschen, die Hilfe brauchen, ankommen und wieviel in der Verwaltung versickern? Nein, ich möchte sichergehen, daß wirklich alles dort ankommt, wo es benötigt wird.
In meinem Heimatort gibt es eine Flüchtlingsunterkunft. Soll ich hingehen und versuchen, den Leuten dort Deutsch beizubringen, bei Formalitäten oder Ämtergängen zu helfen oder Kinder betreuen, wie so viele andere Helfer es bereits in bemerkenswerter Weise tun? Das wäre bestimmt sinnvoll. Aber dafür bin ich nicht der Typ, es würde mich überfordern, und meine Englischkenntnisse (oder erst recht andere Fremdsprachen) reichen bei Weitem nicht aus, um mich mit diesen Menschen gut genug verständigen zu können.
Was ich gut kann, ist stricken. Und nun steht bald der Winter vor der Tür. Deshalb hab ich mich entschlossen, für diese Leute, die alles in ihrer Heimat verloren haben oder zurücklassen mußten, wenigstens ein paar warme Socken zu stricken. Vielleicht auch Handschuhe oder Mützen. Mal sehen, wie weit ich mit meinen beiden Händen komme. Es werden keine Stapel werden. Vielleicht mal an die zehn Paar für den Anfang, denn nebenbei muß ich auch noch arbeiten und den normalen Alltagswahnsinn schmeißen. Das ist nur der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein. Und vielleicht wäre es sinnvoller, mit der Wolle und einer Handvoll Stricknadeln zu den Flüchtlingen hinzugehen und mit ihnen gemeinsam zu stricken, damit sie etwas anderes tun könnten, als nur abzuwarten, bis die bürokratischen Mühlen mit ihren Asylanträgen vorankommen. Vielleicht wäre das besser. Vielleicht werden die Mitarbeiter dort auch mit Sockenspenden überschüttet. Dann werd ich versuchen, meine Strickereien anderswo unterzubringen. Mein Vorhaben ist sicherlich nicht das denkbar beste. Und es ist auch nicht heldenhaft oder selbstlos.
Aber es ist auf jeden Fall besser, als nur immer dazusitzen und das Gefühl zu haben, doch irgend etwas tun zu müssen!

Die ersten anderthalb Paar Strümpfe sind schon fertig!

selbstgestrickte Socken für Flüchtlinge


Donnerstag, 19. März 2015

Eine schöne Geschenkidee – ein Wickelknäuel

Als ich kürzlich nach einer Geschenkidee für den 12. Geburtstag eines handarbeitsbegeisterten Mädchens suchte, fiel mir ein, daß ich im Internet schon wiederholt von Wickelknäulen gehört habe. Ich hatte so etwas noch nie selbst gesehen oder gar gebastelt. Die Idee gefiel mir aber, also probierte ich es einfach aus.

Geschenkidee Wickelknäuel

Das Wickelgarn: handgesponnene Merinowolle mit kleinen Perlen
Zuerst widmete ich mich der Wolle. Schon lange wollte ich mal versuchen, ein Garn zu spinnen, in das Perlen eingearbeitet sind. Irgendwo in den Weiten des Netzes hatte ich mal ein Video dazu gesehen. Also suchte ich mir einige bunte Merino-Kammzüge und Perlen zusammen und probierte es aus. Und heraus kam ein wunderschönes Perlengarn, gute 80 Gramm, ca. 120 Meter.

Die Mini-Geschenke: Handarbeits-Grundausstattung und einige Süßigkeiten
Als Geschenke, die verwickelt werden sollten, besorgte ich allerhand Kleinigkeiten, die eine angehende Handarbeiterin gut gebrauchen konnte. Strick- und Häkelnadeln, Maschenmarkierer, Nadeln zum Vernähen, eine kleine Schere, Maßband, Auftrenner, ein Notizbuch mit Stift und Radiergummi, ein kleiner Reihenzähler, ein Nadelmaß-Kärtchen und als Nervennahrung zwischendurch ein paar Gummibärchen packte ich in Geschenkpapier ein, in lauter einzelne Päckchen. Und dann wurde fleißig gewickelt, bis ein großer Garn-Geschenke-Ball entstanden war, der auch noch einigermaßen stabil zusammenhielt.

Geschenke für das Wickelknäuel

Noch schnell eine Handarbeitstasche gestrickt
Da das beschenkte Mädchen ja erst das Knäuel, und nach dem Auspacken auch die Handarbeits-Utensilien irgendwo verstauen können mußte, strickte ich noch schnell aus einigen Resten handgesponnener und selbst gefärbter Wolle ein kleines Säckchen. Es bekam je zwei Außen- und Innentaschen für den ganzen Kleinkram. Oben kann man es mit einer Kordel zuziehen.

Projekttasche für das Wickelknäuel

Das Wickelknäuel kam bei der Beschenkten gut an
Als dann der Geburtstag da war, begann das Mädchen sofort begeistert, die Wolle zu verstricken. Damit es nicht zu lange dauerte, bis die ersten Geschenke aus dem Knäuel heraus purzelten, wanderte das Strickzeug dann den ganzen Nachmittag lang immer wieder zwischen den Gästen und dem Geburtstagskind hin und her, und jeder fügte ein paar Reihen hinzu. Auch ein Gästekind, das bis dahin noch nicht stricken konnte, versuchte sich mit Freuden daran.

Inzwischen dürften alle Geschenke zum Vorschein gekommen sein. Das Wickelknäuel hat nicht nur dem Geburtstagskind Freude gemacht, sondern gleich noch dazu einigen ihrer Besucherinnen!