Donnerstag, 3. April 2014

Die Vier-Meter-Mega-Kette für mein Mittelalterkleid auf den Webrahmen gespannt

Nachdem ich endlich genug (gut anderthalb Kilometer!) Wolle für die Kettfäden gesponnen hatte, war es soweit: Ich konnte die Kettfäden für den Hauptteil des Kleides (Vorder- und Rückenteil zusammen in einem Stück) schären. Schon das allein war ein mittleres Abenteuer.

Ich wollte es nach der Methode machen, bei der man die Kettfäden gleich beim Schären am Kettbaum befestigt und durch die Schlitze des Kammes zieht – hier der Link zu einemVideo, das diese Schärmethode erklärt

Also baute ich meine 80 Zentimeter breite Kromski Harfe am einen Ende meines Wohnzimmers auf. Und als ich den Schärpflock vier Meter davon entfernt positionieren wollte, merkte ich, daß der Raum zu klein dafür war. Doch mit etwas Improvisieren in Richtung Flur bekam ich die Strecke doch noch hin.

Danach begann das Hin- und Herwandern mit der Wolle zwischen Pflock und Webrahmen, was nicht nur mich in Bewegung brachte, sondern auch meine beiden Katzen. Die hatten ihre helle Freude mit den vielen Fäden und trieben mich zwischenzeitlich schier in den Wahnsinn!

Als nach einigem Kampf schließlich alles fertig geschärt war, flocht ich aus den langen Fäden erst einmal einen Zopf, um sie bis zum nächsten Tag stillzulegen, an dem ich mir für das Aufbäumen ein paar zusätzliche Hände organisiert hatte. Denn bei dieser Kettenlänge und -breite hätte ich es allein niemals geschafft, beim Aufrollen auch nur eine halbwegs gleichmäßige Spannung zu bekommen.

Am folgenden Tag wurde mir schnell klar, daß auch zwei Paar Hände für dieses waghalsige Unternehmen zu wenig waren. Am Ende waren wir zu dritt – einer drehte am Kettbaum, zwei entwirrten und hielten die Fäden. Außerdem dauerte die Aktion anstelle der von mir dafür einkalkulierten zehn Minuten dann doch eine gute Stunde...

Die vier Meter langen Kettfäden vor dem Aufbäumen auf meine Kromski Harfe


Nun ist meine Harfe aber fertig bespannt und ich hab bereits mit dem Weben angefangen. Bis jetzt habe ich keine größeren Probleme mit der Fadenspannung. Auch meine Sorge, daß die Kettfäden die Beanspruchung durch den Kamm nicht aushalten könnten, ist bis jetzt unbegründet. Sie fransen schon aus, aber bis jetzt hält es ganz gut.

Und nun folgt ein Geduldsspiel. Denn ich brauche für zehn Zentimeter fast einen ganzen Abend. Damit ich mich etwas besser orientieren kann und auch einen Fortschritt sehen kann, markiere ich mir am Rand alle zehn Zentimeter eine Stelle und einen Strich auf meinem Notizblock. Zwischendurch muß ich dann auch immer wieder Wolle nachspinnen. Für vierzig Zentimeter Stoff brauche ich ungefähr 50 Gramm Garn in Lace-Stärke.

Puh! Ob das wirklich bis zum Sommer was wird? Wer hatte eigentlich diese dämliche Idee mit dem selbstgemachten Stoff für mein Mittelalterkleid???