Donnerstag, 4. September 2014

Raglan von oben – eine tolle Technik, um aus einem ungenormten handgesponnenen Garn einen Pulli zu stricken!

Ich wollte nun mal aus meiner schönen handgesponnenen Wolle einen Pullover stricken. Das Schwierige daran ist (finde ich), daß die Anleitungen, die man in Zeitschriften findet, auf eine bestimmte Wollstärke ausgerichtet sind. Es wäre zwar manchmal möglich, die Anleitung in mühevoller Rechenarbeit anhand der Maschenprobe auch an eine andere Garndicke anzupassen, aber ehrlich gesagt überfordert mich das einerseits und andererseits bin ich dafür auch zu faul. Man könnte theoretisch auch versuchen, die Wolle in der richtigen Stärke zu spinnen. Aber das würde bei mir niemals hinhauen.

Also machte ich mich auf die Suche nach einer gaaaanz einfachen Strickanleitung für einen Pullover, so eine Art „Grundanleitung“. Wichtig war mir dabei, daß die Ärmel möglichst problemlos eingepaßt werden konnten und ich am Besten nur aufgrund meiner Maschenprobe (und ohne großen Aufwand) alle benötigten Maschenzahlen berechnen konnte.


Der RVO-Rechner von Distelblume nimmt einem die Rechenarbeit ab
Da stieß ich im Internet auf den RVO-Rechner (Raglan von oben) von Distelblume. Das war genau die Art Grundanleitung, die ich gesucht hatte. Ein paar kleine Maße und eine Maschenprobe reichen, um daraus einen ganzen Pulli zu stricken. Und dabei spielt die Stärke der Wolle keine Rolle!

Beim Raglan von oben strickt man den Pullover in einem Stück rundherum. Das Zusammennähen entfällt also komplett! Man beginnt am Halsausschnitt und nimmt kontinuierlich in den folgenden Runden Maschen zu. Daraus entstehen erst die Schultern und später die Ärmel. Die Anleitung kann prima auf die eigenen Körpermaße abgestimmt und auch während des Strickens immer wieder angepaßt werden.

Der Vorteil des RVO-Rechners der Distelblume ist, daß er einem die Rechnerei so gut wie abnimmt. Als Nachteil kristallisierte sich bei meinem ersten Versuch damit heraus, daß in meinem Fall die errechneten Maschenzahlen nicht wirklich zusammenpassten und ich doch mehr selberrechnen mußte, als erhofft. Aber vielleicht lag das nur an meiner eigenen Begriffsstutzigkeit. Mit ein paar Veränderungen kam ich mit der ausführlichen Anleitung auf der Seite dann doch recht gut zurecht. Es machte richtig Spaß! Das Resultat ist dieser luftige Sommerpulli aus handgesponnenem dünnem Bambusgarn, der auch meiner Katze Elli anscheinend gut gefällt:

Mein erster Raglan-von-oben-Pulli aus handgesponnenem Bambusgarn


Außerdem bin ich nun fest im Griff des Raglan-von-oben-Virus. Und da ich von meinem Mittelalterkleid-Wahnsinns-Projekt noch eine üppige Menge blaue Merino-Kammzüge übrig habe und auch noch andere Farben zum „Strecken“, hab ich nun begonnen, einen weiteren RVO-Pulli für den Winter zu stricken.

Eine gute Videoanleitung zum Raglan von oben stricken
Zufällig stieß ich bei meinen Vorbereitungen dafür auf die Seite von Nadelspiel.com. Dort gibt es eine Video-Serie, in der Elizza erklärt, wie man einen Raglan-von-oben-Pulloverstricken kann. Sie zeigt, wie man anhand der eigenen Körpermaße recht unkompliziert die benötigten Maschenzahlen und Zunahmen noch individueller berechnen kann, als es der RVO-Rechner von Distelblume tut. Und was mir noch gut gefallen hat, ist, daß ich nun auch nachvollziehen kann, wie die benötigten Maschenzahlen (die der Rechner einfach nur ausspuckt) entstehen.

Und das ist der Stand der Dinge momentan:

Dies wird ein RVO-Pullover aus handgesponnener Merinowolle


Es macht viel Freude, den Pulli zu stricken, und bei der dicken Wolle wächst er auch rasant. Im Moment hab ich etwa 300 Gramm Wolle gesponnen und Navajo-verzwirnt. Das Garn ist superweich, und auch das Gestrick fühlt sich richtig kuschelig an. Kaum zu glauben, aber ich freue mich darauf, daß es richtig kalt wird ich den Pullover anziehen kann. Ach, und mein Kater Aramis hätte ihn anscheinend auch gern – zumindest als Kuschelunterlage:

Kater Aramis gefällt mein angehender Strickpulli