Donnerstag, 17. September 2015

Socken stricken für Flüchtlinge

Jeden Tag sehe ich in den Nachrichten neue Bilder von fliehenden, verzweifelten Menschen aus Syrien, die alles daran setzen, in Europa eine neue Heimat und Sicherheit zu finden. Und jeden Tag denke ich mir, daß ich auch irgend etwas tun muß, um diesen Leuten zu helfen. Irgend etwas, das besser ist, als Tag für Tag fassungslos den Nachrichten zuzusehen und zu spüren, doch was tun zu müssen.
Aber was? Ich könnte Geld an eine Hilfsorganisation spenden. Wieviel davon wird dann wirklich bei den Menschen, die Hilfe brauchen, ankommen und wieviel in der Verwaltung versickern? Nein, ich möchte sichergehen, daß wirklich alles dort ankommt, wo es benötigt wird.
In meinem Heimatort gibt es eine Flüchtlingsunterkunft. Soll ich hingehen und versuchen, den Leuten dort Deutsch beizubringen, bei Formalitäten oder Ämtergängen zu helfen oder Kinder betreuen, wie so viele andere Helfer es bereits in bemerkenswerter Weise tun? Das wäre bestimmt sinnvoll. Aber dafür bin ich nicht der Typ, es würde mich überfordern, und meine Englischkenntnisse (oder erst recht andere Fremdsprachen) reichen bei Weitem nicht aus, um mich mit diesen Menschen gut genug verständigen zu können.
Was ich gut kann, ist stricken. Und nun steht bald der Winter vor der Tür. Deshalb hab ich mich entschlossen, für diese Leute, die alles in ihrer Heimat verloren haben oder zurücklassen mußten, wenigstens ein paar warme Socken zu stricken. Vielleicht auch Handschuhe oder Mützen. Mal sehen, wie weit ich mit meinen beiden Händen komme. Es werden keine Stapel werden. Vielleicht mal an die zehn Paar für den Anfang, denn nebenbei muß ich auch noch arbeiten und den normalen Alltagswahnsinn schmeißen. Das ist nur der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein. Und vielleicht wäre es sinnvoller, mit der Wolle und einer Handvoll Stricknadeln zu den Flüchtlingen hinzugehen und mit ihnen gemeinsam zu stricken, damit sie etwas anderes tun könnten, als nur abzuwarten, bis die bürokratischen Mühlen mit ihren Asylanträgen vorankommen. Vielleicht wäre das besser. Vielleicht werden die Mitarbeiter dort auch mit Sockenspenden überschüttet. Dann werd ich versuchen, meine Strickereien anderswo unterzubringen. Mein Vorhaben ist sicherlich nicht das denkbar beste. Und es ist auch nicht heldenhaft oder selbstlos.
Aber es ist auf jeden Fall besser, als nur immer dazusitzen und das Gefühl zu haben, doch irgend etwas tun zu müssen!

Die ersten anderthalb Paar Strümpfe sind schon fertig!

selbstgestrickte Socken für Flüchtlinge