Jeden Tag sehe ich in den Nachrichten
neue Bilder von fliehenden, verzweifelten Menschen aus Syrien, die
alles daran setzen, in Europa eine neue Heimat und Sicherheit zu
finden. Und jeden Tag denke ich mir, daß ich auch irgend etwas tun
muß, um diesen Leuten zu helfen. Irgend etwas, das besser ist, als
Tag für Tag fassungslos den Nachrichten zuzusehen und zu spüren,
doch was tun zu müssen.
Aber was? Ich könnte Geld an eine
Hilfsorganisation spenden. Wieviel davon wird dann wirklich bei den
Menschen, die Hilfe brauchen, ankommen und wieviel in der Verwaltung
versickern? Nein, ich möchte sichergehen, daß wirklich alles dort
ankommt, wo es benötigt wird.
In meinem Heimatort gibt es eine
Flüchtlingsunterkunft. Soll ich hingehen und versuchen, den Leuten
dort Deutsch beizubringen, bei Formalitäten oder Ämtergängen zu
helfen oder Kinder betreuen, wie so viele andere Helfer es bereits in
bemerkenswerter Weise tun? Das wäre bestimmt sinnvoll. Aber dafür
bin ich nicht der Typ, es würde mich überfordern, und meine
Englischkenntnisse (oder erst recht andere Fremdsprachen) reichen bei
Weitem nicht aus, um mich mit diesen Menschen gut genug verständigen
zu können.
Was ich gut kann, ist stricken. Und nun
steht bald der Winter vor der Tür. Deshalb hab ich mich
entschlossen, für diese Leute, die alles in ihrer Heimat verloren
haben oder zurücklassen mußten, wenigstens ein paar warme Socken zu
stricken. Vielleicht auch Handschuhe oder Mützen. Mal sehen, wie
weit ich mit meinen beiden Händen komme. Es werden keine Stapel
werden. Vielleicht mal an die zehn Paar für den Anfang, denn
nebenbei muß ich auch noch arbeiten und den normalen Alltagswahnsinn
schmeißen. Das ist nur der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen
Stein. Und vielleicht wäre es sinnvoller, mit der Wolle und einer
Handvoll Stricknadeln zu den Flüchtlingen hinzugehen und mit ihnen
gemeinsam zu stricken, damit sie etwas anderes tun könnten, als nur
abzuwarten, bis die bürokratischen Mühlen mit ihren Asylanträgen
vorankommen. Vielleicht wäre das besser. Vielleicht werden die
Mitarbeiter dort auch mit Sockenspenden überschüttet. Dann werd ich
versuchen, meine Strickereien anderswo unterzubringen. Mein Vorhaben
ist sicherlich nicht das denkbar beste. Und es ist auch nicht
heldenhaft oder selbstlos.
Aber es ist auf jeden Fall besser, als
nur immer dazusitzen und das Gefühl zu haben, doch irgend etwas tun
zu müssen!
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