Mittwoch, 8. Januar 2020

Eine Alternative zur Wetterdecke 2020 – meine Wettertasche

Nachdem mir das Stricken der Wetterdecke 2017 viel Spaß gemacht hat und ich immer wieder nachschaue, welche Temperatur es damals am aktuellen Tag hatte, bekam ich Lust, auch heuer wieder so ein Projekt zu beginnen. Doch ich wollte das Ganze dieses Jahr ein wenig unaufwendiger gestalten. Und Decken hab ich auch genug. Deshalb überlegte ich mir, was ich stattdessen machen könnte.

Nun hab ich mich entschieden, anstelle einer Decke eine Art gestrickte Patchwork-Tasche anzufertigen. Ich möchte für jeden Monat ein Rechteck in der Breite von 30 Maschen stricken. Jeder Tag wird eine kraus rechte Rippe in der Farbe, die der Temperatur um 11.00 Uhr vormittags entspricht.


Die Farben für meine Wettertasche 2020

Die Farbskala der Wetterdecke 2017 werde ich in etwa übernehmen. Doch anders als damals benutzte ich heuer Poly-Wolle. Ich denke, die ist für eine Tasche besser geeignet und stabiler, als die Sockenwolle, die ich für die Decke genommen hatte. Außerdem hab ich schon einige Restknäuel in den passenden Farben zu Hause und muß nicht viel dafür zukaufen. Auch deshalb ist es gut, daß die Temperatur-Rechtecke nicht besonders groß werden. Bei den meisten Farben werde ich wahrscheinlich mit einem Knäuel oder Rest auskommen. Und vielleicht wird so meine Restekiste auch mal etwas leerer.

Die Farbskala von meiner Wetterdecke 2017 werde ich für die Wettertasche 2020 übernehmen



Die geplante Konstruktion der Wettertasche

Ich werde wohl die Rechtecke einzeln stricken und sie dann, wenn alle fertig sind, zusammenfügen. Dazu möchte ich sie mit einer neutralen Farbe entweder umstricken oder -häkeln und dann zusammennähen. Vielleicht finde ich auch eine Möglichkeit, sie mit der neutralen Farbe irgendwie zusammenzustricken. Das muß ich erst noch ausprobieren.

Der Plan ist, daß immer zwei Rechtecke nebeneinander und drei untereinander kommen. Dann bildet die eine Seite der Tasche das erste Halbjahr, die andere das zweite ab. Irgendwie werde ich danach noch einen Henkel daranmachen (stricken, häkeln oder brettchenweben, damit er nicht so leicht ausleiert) und innen ein Futter hineinnähen. Damit setzte ich mich aber erst auseinander, wenn es soweit ist. Also in etwa einem Jahr ... 

Die Konstruktion meiner Temperatur- / Wettertasche (Vorderseite)



Mein momentaner Fortschritt

Der Januar ist noch jung und dementsprechend kurz und farbarm ist mein erstes Temperatur-Rechteck. Aber es darf trotzdem schon mal hier einen Platz bekommen:

So weit ist ist das erste Rechteck meiner Wettertasche bereits gewachsen


Meine Wettertasche – Stand der Dinge im Dezember 2020


Das Jahr neigt sich dem Ende zu, und auch meine Wettertasche nähert sich der Vollendung. Zumindest die Monats-Rechtecke werden bald vollständig sein.

Als sich während des Strickens allmählich zeigte, welche Dimensionen jedes Monats-Rechteck bekommen wird, plante ich deren Anordnung für die Tasche noch einmal anders. Wäre ich bei meinem ursprünglichen Plan geblieben, wäre die Tasche eher schmal, dafür aber auch unschön tief geworden. Deshalb werde ich die Monatsflächen nun untereinander anordnen.

So konnte ich auch immer 2 Monate an einem Stück hintereinander stricken und sie mit ein paar Reihen in weißer Farbe voneinander abtrennen. Das spart doch am Ende ein wenig Zusammennäharbeit.


Die Verbindung der Monats-Rechtecke

Während ich die Tagesstreifen im Rippenmuster anfertigte (eine Hin- und Rückreihe rechte Maschen pro Tag), strickte ich den weißen Verbindungsteil als beruhigenden Kontrast glatt rechts. Als ich die ersten 2-Monats-Streifen fertig hatte, probierte ich damit herum, eine gute Möglichkeit zu finden, sie zu verbinden. Ich entschied mich letztendlich dafür, schmale (6 Maschen) weiße Verbindungsstreifen glatt rechts zu stricken, und diese Kante an Kante zwischen je zwei Monatsstreifen zu nähen. Das macht etwas zusätzliche Näharbeit, aber es sieht deutlich schöner aus als alle meine vorangehenden Versuche, den schmalen weißen Streifen dazwischen zu stricken oder anzuhäkeln.


Mein Plan für die Fertigstellung der Wettertasche

Ich werde die Monats-Rechtecke so zusammenfügen, dass das erste Halbjahr die Vorderseite der Tasche darstellt und das zweite Halbjahr die Rückseite. Dann stricke ich oben und unten noch ein paar Abschlussreihen in weiß. Unten wird der Boden dann zusammengenäht. Damit die Tasche insgesamt stabiler wird, möchte ich aus einem einfarbigen neutralen Stoff noch ein Innenfutter mit ein paar kleinen Taschen nähen. Wenn ich mich der Herausforderung stelle, bekommt die Wettertasche noch einen Reißverschluss. Oder ich überlege mir eine andere Möglichkeit, sie zu verschließen.


Wie die Monate kennzeichnen?

Was mir auch noch etwas Kopfzerbrechen macht, ist, wie ich die einzelnen Monate beschrifte. Wahrscheinlich werde ich eher nicht die ganzen Monatsbezeichnungen darauf sticken, sondern nur deren Anfangsbuchstaben. Irgendwo sollte auch noch stehen, um welches Jahr es sich handelt. Und eine Legende wäre auch nicht ungut. Vielleicht stricke ich dafür noch ein kleines Rechteck und besticke es mit den Farben und den Bezeichnungen. Ich könnte die Legende ja als Innentasche auf das Futter nähen oder sowas. Wenn ich sie außen irgendwo drauf sticke, wird das nicht so schön aussehen, denke ich. Mal sehen. Es ist ja noch etwas Zeit, bis ich soweit sein werde.


Die Wettertasche im Februar 2021

Wettertasche 2021 erstes Halbjahr

 
Wettertasche 2021 zweites Halbjahr

Inzwischen sind die einzelnen Teile zusammengenäht, der Boden geschlossen und oben ein Rand herumgestrickt. Die Tasche sieht hübsch aus, wie ich finde, ist aber doch ein wenig groß geworden. Naja, es gibt schon Gelegenheiten, für die man eine riesige Tasche braucht. Oder?

Für die Bezeichnung der Monate hab ich jeweils über dem betreffenden Abschnitt den Monatsanfangsbuchstaben aufgestickt. Die einzelnen Temperaturschritte stickte ich in den betreffenden Farben auf den Rand der Vorder- und Rückseite. Nun habe ich gerade den Trageriemen in Arbeit. Dafür webe ich in der Brettchenwebtechnik ein stabiles Band, das auch durch die Beanspruchung bei einer längeren Benutzung kaum ausleiern sollte.

brettchengewebtes Band als Trageriemen für die Tasche

 Dann fehlt noch das Innenfutter und eine Verschlussmöglichkeit. Eigentlich möchte ich dafür gern einen Reißverschluss einnähen. Aber der braucht dann schon eine stattliche Länge. Außerdem möchte ich gern die obere Kante der Tasche noch irgendwie verstärken, damit sie später nicht so umknickt, wie sie es momentan noch tut.


Die Motivation für das Fertigstellen lässt zu wünschen übrig

Nachdem die Teile zusammengefügt waren, hat bei mir erwartungsgemäß die Lust, die Tasche fertigzumachen, doch gehörig nachgelassen. Und das liegt nicht nur daran, dass die Überraschung, wie sie denn aussehen wird, nun weg ist. Irgendwie hemmt mich momentan auch ihre Größe, die ich mir doch ein wenig handlicher erhofft hatte. Ich fürchte, dass sie wahrscheinlich den Rest ihres Daseins im Schrank fristen wird, und alle Mühe, die ich nun noch dafür aufbringe, eigentlich umsonst sein wird. Nein, irgendwann werde ich sie fertigmachen. Aber es würde mir leichter fallen, wenn ich ein Ziel vor Augen hätte, ein Einsatzgebiet, für das sie endlich fertig sein sollte. Naja, wird schon noch werden.

Für 2021 hab ich mir bis jetzt kein Jahresprojekt vorgenommen. Aber trotzdem schreibe ich immer noch mittags die Temperatur auf. Aus diesen Aufzeichnungen möchte ich schon etwas machen. Es ist interessant, die Temperaturentwicklung über mehrere Jahre zu vergleichen. Aber ich weiß jetzt schon kaum noch, wohin mit all den Decken, die ich schon gemacht hab. Und Taschen hab ich auch genug. Ich bräuchte halt irgendwas Kleines, das nicht viel Platz wegnimmt, um meine Wetterchronik fortzusetzen. Vielleicht sollte ich die Temperaturfarben sticken – für jeden Tag ein Kreuzchen oder so. Ach, ich weiß nicht. Ich schreib jetzt halt mal weiter die Temperaturen auf. Vielleicht fällt mir ja noch etwas Brauchbares ein. 

 

Mai 2021: Es ist kaum zu glauben, aber meine Wettertasche ist fertig!

Puh, ich hab schon selber kaum noch daran geglaubt, dass sie noch fertig wird. Den letzten Anschub hat gegeben, dass es ich genervt hat, sie ständig so halbgar im Weg herumliegen zu haben. Und viel fehlte ja auch nicht mehr. 

 

Wettertasche - 1. Halbjahr

Wettertasche - 2. Halbjahr

Schließlich kam der verregnete Nachmittag, an dem ich ohne großen Plan das Innenfutter zugeschnitten und mit zwei Innentaschen zusammengenäht habe. Zum Verschließen hatte ich mich letztendlich für einen Reißverschluss entschieden. Und da ich zufällig einen zu Hause hatte, der in der Länge und auch Farbe gut passte, nahm ich die Sache in Angriff. Der Reißverschluss hatte übrigens schon einmal ein erstes Leben: Er gehörte zu einer Bettwäsche, die ich vor einiger Zeit zerschnitten und weiterverwertet hatte. Nur nix wegwerfen! Man weiß nie, wofür man die Sachen mal wieder braucht!

 

Das Innenfutter meiner Wettertasche

Für das Innenfutter hab ich einen schlichten weißen Baumwollstoff genommen, den ich in genügender Größe zu Hause hatte. Und dann ging es eigentlich ruckzuck wie so oft, wenn man sich mal überwunden hat, etwas anzupacken. Ich befestigte meinen brettchengewebten Henkel innen an den beiden Schmalseiten der gestrickten Außentasche. Danach setzte ich meine Baumwoll-Innentasche ein und nähte sie an der Oberkante der Außentasche fest. Das tat ich mit der Hand und mit doppeltem Faden. Ich hoffe, dass die Naht so auch gut hält.

 

Wettertasche Oberkante und brettchengewebter Trageriemen

Und was tu ich nun mit dieser riesigen Tasche?

Festgelegt hab ich mich da noch immer nicht. Ich hab mal überlegt, sie vielleicht als Badetasche zu benutzen. Groß genug wäre sie. Aber durch das Gestrick hat sie doch auch ein ganz ordentliches Gewicht bekommen, und bei 30 Grad im Schatten ist jedes Gramm, das man zuviel herumträgt, eine Belastung. Außerdem fürchte ich, dass sie durch die Benutzung im Freien auch schnell ramponiert und von der Sonne ausgebleicht würde. Also keine Badetasche.

Am ehesten kann ich mir momentan vorstellen, sie als große Projekttasche zu benutzen. Dort passen spielend mehrere Knäuel Wolle und auch ein großer, dicker angefangener Pulli oder sowas hinein. (Oder eine Wetterdecke 2021 – nein, ich strick keine!) Mal schauen, wofür ich sie noch benutzen werde. Im Moment hängt meine Wettertasche halt so herum und wartet noch auf ihre große Aufgabe.

 

Temperaturskala auf den Rand gestickt

Mein Fazit zum Projekt Wettertasche statt Wetterdecke

Nach wie vor finde ich es spannend, die Temperaturen über das Jahr zu dokumentieren und mit denen von vorangegangenen Jahren zu vergleichen. Ich schreib auch immer noch konsequent fast jeden Tag die Temperatur auf. Aber Wettertasche werd ich auch so schnell keine mehr stricken. Nicht, weil es keinen Spaß gemacht hätte. Im Gegenteil, das tägliche Rippchen war ein schönes Ritual. Nur löste die Idee, anstelle einer Decke eine Tasche zu stricken, mein „Platzproblem“ nur zum Teil. Wenn ich etwas besser geplant hätte, wäre sie vielleicht auch von der Größe her so geworden, dass ich wirklich für den täglichen Gebrauch etwas mit ihr anfangen könnte. So hab ich wieder einen – ja, sicherlich hübschen – Gegenstand geschaffen, der meine Wohnung voller macht und den ich eigentlich nicht gebraucht hätte. Das ist es, was mich an dem Projekt ein wenig stört. Und auch aus diesem Grund hat es bis jetzt gedauert, es endlich fertigzustellen.

Auch wenn es mich nach wie vor reizt, aus meinen laufenden Temperaturaufzeichnungen des aktuellen Jahres etwas zu machen, werd ich wohl vorerst auf ein Wetter-Handarbeitsprojekt verzichten. Vielleicht lege ich mir eine Datei an, in der ich meine Temperaturwerte eintrage. Auch so kann ich sie später mit Folgejahren vergleichen. Und sie nehmen keinen Platz weg. Und wenn ich irgendwann keine Decken mehr habe, kann ich mit den archivierten Werten immer noch eine Wetterdecke stricken. Denn das Stricken eines Wetterprojekts macht mir auf jeden Fall großen Spaß. Es ist nur sinnlos, Dinge herzustellen, die danach im Schrank verschwinden oder Platz wegnehmen, den ich nicht übrig hab.