Nun hat mich auch der
Wetterdecken-Virus gepackt. Schon länger hab ich mir immer wieder
die Fotos anderer Strickerinnen angesehen, die ihre Wetterdecken
zeigten, und ich fand es zunehmend eine gute Idee, ein Jahr in dieser
Weise abzubilden. Als dann im Dezember meine Qadrate-Decke fertig
wurde, war klar, daß ich auch für das nächste Jahr wieder solch
ein längerfristiges Projekt haben möchte. Also begann ich, mir
genauer zu überlegen, welche Art von Jahresdecke ich am Besten
stricken wollte, welches Muster ich dafür verwenden und welche Wolle
geeignet sein könnte. In diesem Artikel werde ich nach und nach
meine Fortschritte zeigen – und wahrscheinlich auch genug jammern,
wenn ich mit der Zeit um meine Motivation kämpfen muß.
Dezember 2016 – die Planung für
meine Wetterdecke wurde konkret
Nachdem ich mich ein wenig informiert
hatte, war unsicher. Jahresdecken gab es in den verschiedensten
Formen. Sollte es nun eine richtige Wetterdecke werden, in der ich
festhielt, ob an einem Tag die Sonne schien, es wolkig war, stürmte
oder schneite? Das wäre sicherlich auch interessant, aber
schließlich entschied ich mich für eine Temperaturdecke. Ein Grund
für diese Wahl war, daß es mir wohl leichter fallen würde, täglich
nur die Temperatur abzulesen, als mich auf ein bestimmtes
Wetterphänomen festzulegen. Es ist einfacher, zu einer bestimmten
Zeit aufs Thermometer zu schauen und genau gesagt zu bekommen, wie
warm oder kalt es gerade ist, als den Himmel zu betrachten und
festzulegen, ob das heute eher ein wolkiger fast trockener Tag oder
leichter Regen ist.
Welche Art von Jahresdecke sollte es
werden?
Also eine Temperaturdecke, die
festhielt, was mein Balkon-Thermometer etwa um 11.00 Uhr mittags
verkündete. Nun brauchte ich noch ein Muster. Ich wollte nicht
einfach nur glatt rechts stricken, aber zu kompliziert sollte es auch
nicht werden. Schließlich muß ich ja ein ganzes Jahr täglich daran
stricken, und da soll es schon ein Muster sein, das nach einer
angemessenen Eingewöhnungszeit gut von der Hand ging.
Welches Muster ist für meine
Wetterdecke geeignet?
Durch Zufall stieß ich auf den
„Zickzack-Scarf“ von Christy Kamm, der mir auf Anhieb gefiel. Die
Anleitung kann man sich kostenlos auf Ravelry herunterladen, und das
tat ich auch. Ich beschloß, meine Temperaturdecke nach diesem Muster
zu stricken, und zwar im Rippenmuster. Für jeden Tag wollte ich eine
Rippe stricken. Ich fertigte ein Probestück an, und hatte anfangs
einige Probleme mit dem Muster. Nein, es lag nicht an der Anleitung,
sondern an meiner Umsetzung derselben. Aber mir gefiel das
Zackenmuster so gut, daß ich es trotzdem für meine Decke nehmen
wollte.
Welche Wolle paßt am Besten für
die Decke und welche Farben brauche ich?
Da überlegte ich nur kurz und
entschied mich für Sockenwolle. Diese ist dünn genug, damit die
Decke nicht zu schwer wird. Außerdem gibt es sie in vielen
Unifarben, und einige Knäuel davon konnte ich sogar aus meinem
Vorrat verwenden. Den Rest kaufte ich mir dazu. Nun hoffe ich, daß
meine Schätzung, welche Mengen ich von jeder Farbe benötigen werde,
so einigermaßen hinkommt. Denn ich bin mir nicht sicher, ob es alle
Farben gegen Ende des Jahres noch nachzukaufen gibt. Das muß ich mal
auf mich zukommen lassen. Hier mal meine geplante Farbskala für die
Decke. Am Anfang und am Ende sollen ein paar Zentimeter in
naturfarbener Wolle werden. Ebenso die Trennrippen zwischen den
Monaten.
Farbskala für meine Wetterdecke |
Januar 2017 – die Temperaturdecke
wird angeschlagen
Ich konnte es kaum erwarten, bis der
erste Januar kam. Die naturfarbenen Randreihen hab ich vorher schon
gestrickt, so daß ich gleich an Neujahr mit der ersten richtigen
Temperaturreihe beginnen konnte. Und die war dann schwupps auch schon
viel zu schnell wieder fertig. Jetzt mußte ich wieder einen ganzen
Tag warten, bis ich weitermachen konnte...
Inzwischen ist es schon Routine
geworden, mittags meine Temperaturkontrolle zu machen und am Abend
eine Rippe zu stricken. Auch das Stricken hab ich jeden Tag
geschafft, obwohl ich ja auch mal einen Tag auslassen könnte und
später mehrere Rippen nachholen. Aber momentan klappt es gut und
macht Spaß, ganz wie sich das im Januar auch noch gehört! Die
Motivationskrise erwarte ich eher im Sommer... Mit dem Muster hab ich
die ersten Tage schon noch ein wenig gehakelt, aber inzwischen kann
ich mein Gestricke gut lesen und merke es sofort, wenn ich einen
Fehler gemacht habe, so daß ich nicht mehr gleich die ganze Reihe
wieder auftrennen muß.
Also, es geht gut voran! Hier zwei
aktuelle Bilder meiner Decke:
Detailfoto vom Zickzackmuster |
Meine Wetterdecke - Stand Ende Januar 2017 |
Meine Wetterdecke - Stand Ende Juli 2017
Noch immer stricke ich fleißig an meiner Temperaturdecke - jeden Abend eine Rippe, und beim Monatswechsel noch den naturfarbenen Trennstreifen dazu. Das ist nun ein schönes Ritual geworden, und nervt mich bis jetzt noch immer nicht. Auch die warmen Sommertemperaturen halten mich nicht wie befürchtet vom Deckenstricken ab. Ich breite das, was ich schon geschafft habe, gar nicht komplett über mir aus, wenn ich meine Rippe stricke, sondern lasse den größten Teil zusammengelegt, wie ich die Decke aus der Stricktasche gezogen hab, und lege alles eher neben mich. Nur bei den vergangenen kalten Sommertagen war es ganz schön, mich bei Bedarf damit schon richtig zudecken zu können.
Nun bin ich allmählich gespannt, ob mir im Herbst auch alle Farben reichen. Ich hab ja bevor ich anfing meinen kompletten Materialbedarf auf einmal gekauft, damit ich gegen Ende der Decke, wenn ja schon fast ein Jahr vergangen ist, nicht Probleme bekomme, Knäuel nachzukaufen. Mal sehen, bis jetzt schaut es noch ganz gut aus.
Wetterdecke 2017 - Stand Ende Juli |
Nun haben wir 2018, und die
Wetterdecke von 2017 ist immer noch nicht fertig...
Naja, die Decke an sich könnte man als
fertig bezeichnen. Zumindest die täglichen Streifen hab ich ohne
Probleme fertig gestrickt. Das war das ganze Jahr hindurch eigentlich
gar kein Problem. Ich hab mich jeden Tag auf meine zu strickende
Rippe gefreut. Das wurde zu einem schönen Ritual. Die Abschlußkante
ging auch noch. Aber dann wurde es schwierig. Das Jahr war zu Ende,
und ich brauchte noch zwei Abschlußkanten an den Seiten. Zwei sehr
lange Kanten, von denen ich eigentlich keine Ahnung hatte, wie ich
sie am Besten machen sollte.
die eigentlich fertige Wetterdecke 2017 |
Irgendwannn im Januar nahm ich mir die
Decke dann vor und strickte an einer Kante ein Stück glatt rechts.
Damit es sich nicht so stark einrollt, hab ich am Ende noch ein paar
Rippen gestrickt. Natürlich hat das nicht viel gebracht. Nach dem
Abketten rollte sich der Rand selbstverständlich ein. Aber ich
wollte die Kante nicht mehr auftrennen. Die Decke sollte endlich
fertig werden! Also fertigte ich die zweite Seitenkante ebenso an und
war damit genauso unzufrieden, wie mit der ersten.
Das Resultat war, daß meine an sich
schöne Wetterdecke wieder mal wochenlang herumlag, obwohl ich noch
das Jahr, die Legende und die Monate am Rand aufsticken wollte, um
wirklich damit fertig zu werden. Irgendwann im Februar hatte ich es
satt, daß die Decke immer noch fast vollendet herumlag. Ich begann,
das Jahr auf eine der Schmalkanten zu sticken, und es machte sogar
Spaß.
Ein paar Tage lang nahm ich mich
wirklich zusammen und bestickte die Ränder, auch in der Hoffnung,
daß sich die Seitenkanten durch die Stickereien nicht mehr so stark
einrollen würden. Aber diese Hoffnung zerschlug sich leider. Jetzt
hab ich eine an sich fertige Wetterdecke für das Jahr 2017, aber ich
bin mir sicher, daß ich mich künftig immer über die „Rollränder“
ärgern werde, wenn ich das nicht doch noch irgendwie besser
hinbekomme. Und das wäre viel zu schade, denn an sich finde ich die
Decke richtig schön. Es macht auch Spaß, immer wieder mal
nachzuschauen, wie denn die Temperaturen vor einem Jahr gewesen sind.
Also überlegte ich, wie ich diese
Ränder noch glatter bekommen könnte. Spannen würde da nicht viel
bringen. Im Moment stricke ich nochmal einen schmalen Streifen glatt
rechts, den ich dann von hinten auf den Rand aufnähen möchte. Das
würde auch die unschöne Rückseite der Stickereien etwas verdecken.
Mal sehen, ob es den gewünschten Erfolg bringt. Ich möchte jetzt
langsam mal wirklich fertig mit dieser Decke werden!
unschöner Rollrand |
Der Rollrand ist nun noch etwas
schöner geworden
Es ist schon eine Weile her, aber ich
möchte hier doch noch nachreichen, daß ich für den Rand, der sich
so unschön zusammengerollt hatte, eine Lösung gefunden habe. Es
wurde keine besonders elegante Lösung, aber zumindest gefällt mir
der Rand nun besser als zuvor.
Nachdem ich mir mehrere Möglichkeiten
lang und breit überlegt hatte, hab ich schließlich einfach mit der
beigefarbenen Wolle für beide Ränder je einen Streifen glatt rechts
in der richtigen Breite gestrickt. Diesen Streifen habe ich dann
links auf links auf die Rückseite der Umrandung genäht. Jetzt rollt
sich nichts mehr ein. Außerdem kann man auch die rückwärtigen
Fäden von der Stickerei nicht mehr sehen. Und so wollte ich es ja
eigentlich haben.
Mein Resümee zu meinem
Wetterdecken-Projekt
Es war ein sehr schönes
Langzeit-Projekt! Und ich könnte mir gut vorstellen, irgendwann
einmal wieder eine Jahres-Wetterdecke zu stricken, vielleicht auch
mal zu häkeln. Erstaunt hat mich dabei besonders, wie diszipliniert
ich doch dabeigeblieben bin über das ganze Jahr hinweg. Und auch
meine Temperaturablesungen waren kein großes Problem. Vergessen hab
ich sie eigentlich an keinem einzigen Tag. Manchmal war ich zu der
entsprechenden Uhrzeit nicht zu Hause, aber dann konnte ich den Wert
ungefähr schätzen.
Meine tägliche Rippe zu stricken, wurde zu einem Ritual, das ich nach Beendigung dieses Projektes sogar eine ganze Weile lang vermisste. Etwas nervig wurde es erst, als die eigentliche Decke schon fertig war, und ich noch den Rand daranstricken mußte. Und als das dann auch noch für ein paar Schwierigkeiten sorgte, wurde es zäh. Aber mit Geduld und auch mal einer längeren Pause, in der ich mich handarbeitstechnisch einigen Dingen widmete, die mir in dem Moment mehr Spaß machten, kam dann im Laufe des Jahres schließlich auch noch der Rand zu einem guten Ende. Jetzt, im Herbst 2018, liegt die Decke auf meinem Bett und wärmt mir in den kühl gewordenen Nächten meine Füße.
Wir haben inzwischen das Jahr 2020 ...
Ein paar Jahre sind vergangen und ich schaue immer noch gern nach, welche Temperatur wir am aktuellen Tag damals hatten. Nun hab ich Lust, auch dieses Jahr wieder das Wetter zu dokumentieren - in Form einer Wettertasche für das Jahr 2020.
Meine tägliche Rippe zu stricken, wurde zu einem Ritual, das ich nach Beendigung dieses Projektes sogar eine ganze Weile lang vermisste. Etwas nervig wurde es erst, als die eigentliche Decke schon fertig war, und ich noch den Rand daranstricken mußte. Und als das dann auch noch für ein paar Schwierigkeiten sorgte, wurde es zäh. Aber mit Geduld und auch mal einer längeren Pause, in der ich mich handarbeitstechnisch einigen Dingen widmete, die mir in dem Moment mehr Spaß machten, kam dann im Laufe des Jahres schließlich auch noch der Rand zu einem guten Ende. Jetzt, im Herbst 2018, liegt die Decke auf meinem Bett und wärmt mir in den kühl gewordenen Nächten meine Füße.
Wir haben inzwischen das Jahr 2020 ...
Ein paar Jahre sind vergangen und ich schaue immer noch gern nach, welche Temperatur wir am aktuellen Tag damals hatten. Nun hab ich Lust, auch dieses Jahr wieder das Wetter zu dokumentieren - in Form einer Wettertasche für das Jahr 2020.