Donnerstag, 26. Januar 2017

Ich habe ein Dinkelkissen genäht – hier die Anleitung

Dinkelkissen sind wie auch andere Körnerkissen, Kirschkernkissen oder Heublumensäcklein schon lange ein fester Bestandteil der naturheilkundlichen Hausapotheke. Vor ein paar Tagen versuchte ich mich nun daran, ein einfaches Dinkelkissen selbst zu nähen. Und mit dem Resultat bin ich sehr zufrieden:

mein selbstgenähtes Dinkelkissen


Die Nähanleitung – kurz und kompakt:

Man benötigt 30 x 30 cm Baumwollstoff, einen passenden Nähfaden und 150 g Dinkelkörner

  • Den Stoff ringsum mit Zickzackstich versäubern,
  • dann rechts auf rechts in der Mitte zu einem Rechteck 30 x 15 cm zusammenfalten,
  • eine kurze und die lange Seite füßchenbreit mit Geradstich zusammennähen,
  • das Säcklein wenden und die Ecken gut herausholen;
  • portionsweise 5x 30 Gramm Dinkelkörner einfüllen und nach jeder Portion die gerade befüllte Kammer abnähen – es entstehen fünf Kammern, die mit je 30 Gramm Dinkel befüllt sind;
  • noch eine Mittelnaht der Länge nach herunter nähen, schon ist das Kissen fertig.


Dieses Material habe ich verwendet:

Ich habe einen dünnen bedruckten Baumwollstoff genommen, den ich auch zum Patchworken gern verwende. Für das Körnerkissen habe ich den Stoff zu einem Quadrat mit einer Seitenlänge von 30 cm mal 30 cm zugeschnitten.
Außerdem wog ich noch etwa 150 Gramm Bio-Dinkelkörner zum Füllen ab.

So habe ich das Dinkelkissen genäht:

Zuerst habe ich meinen Stoff an allen vier Kanten mit Zickzackstich eingesäumt. Das wäre vielleicht nicht nötig gewesen, aber es erschien mir sicherer. Schließlich wird die Innenseite des Säckleins ja durch die Dinkelkörner, die sich ständig bewegen, schon ziemlich beansprucht. Und ich wollte sichergehen, daß sich die Nahtzugaben dadurch nicht auflösen und dann die Nähte aufgehen.

Danach wurde der Stoff in der Mitte einmal gefaltet, so daß ich anschließend ein doppellagiges Rechteck von 30 cm mal 15 cm hatte. Die Stoffhälften müssen rechts auf rechts übereinander liegen, man sieht also nur die linken Innenseiten des künftigen Säckleins.

Nun nähte ich die lange Kante und eine der beiden kurzen mit Geradstich füßchenbreit zusammen. Eine der kurzen Seiten muß als Wende- und Befüllöffnung offen bleiben.

Den Beutel wendete ich, und schon war er bereit dazu, befüllt zu werden.

Ich hielt es für sinnvoll, mein Dinkelkissen in mehrere Kammern aufzuteilen. So sind die Körner im gesamten Beutel relativ gleichmäßig verteilt. Das Wärmekissen kann dann über seine gesamte Fläche die Hitze wieder abgeben, nicht nur an den Stellen, an denen sich der Dinkel durch die Schwerkraft sammelt.

Es sollten fünf etwa gleichgroße Kammern werden. Deswegen portionierte ich die Körner zu fünf Häufchen mit je 30 Gramm. Die erste Portion gab ich in mein Kissen, dann nähte ich knappe fünf Zentimeter vom unteren Rand entfernt eine parallele Naht. Da mir die Körner sofort im Beutel verrutschten und natürlich auch den Weg meiner Nadel blockieren (eine hab ich sogar verbogen, weil ich auf eines der harten Körner draufkam), hab ich den Dinkel ganz zu der Seite geschoben, an der ich nicht nähen wollte, und ihm mit eng gesteckten Stecknadeln den Rückweg versperrt. So ging das Nähen dann ganz gut.

Auf diese Weise hab ich nach und nach die fünf Kammern portionsweise befüllt und abgenäht, zum Schluß die Nahtzugabe der oberen Öffnung etwa einen Zentimeter breit nach innen geschlagen, und das Körnerkissen verschlossen. Nun hatte mir der Dinkel im Innern noch immer zu viel Bewegungsspielraum. Deshalb faltete ich mein Wärmekissen einmal der Länge nach, verteilte die Körner gleichmäßig zu beiden Seiten und nähte auch noch einmal in der Mitte von oben nach unten. Nun besteht das Kissen aus 10 ungefähr gleichgroßen Kammern, und diese Aufteilung hat sich in der Praxis inzwischen auch schon gut bewährt.

Wie wird das Dinkelkissen angewendet?
Ein Körnerkissen kann man gut erhitzen, und es gibt anschließend die Wärme nach und nach wieder ab. Ist es abgekühlt, gleicht es sich der Körperwärme an und wird nicht unangenehm kalt. Man kann es zur Wärmebehandlung bei Muskelverspannungen oder schmerzenden Gelenken auflegen. Aber es tut auch einem gestreßten Bauch gut, wenn man es anstelle einer Wärmeflasche benutzen möchte. Man kann damit ein Babybettchen oder den Kinderwagen vor einer Ausfahrt anwärmen. Doch Vorsicht! Das Dinkelkissen wird so heiß, daß man sich durchaus daran verbrennen kann.

Das Erhitzen geht am Schnellsten in der Mikrowelle

Dazu wird das Wärmekissen bei etwa 600 Watt maximal eine Minute lang in der Mikrowelle erwärmt. Dabei muß sich der Teller frei drehen können, ohne daß das Dinkelkissen am Rand streift. Denn ansonsten besteht die Gefahr, daß es an einigen Stellen verbrennt. Am Besten behalten Sie es währenddessen im Blick und testen zwischendurch kurz, wie heiß es schon geworden ist.

Ich habe mein Kissen aber auch schon eine Weile lang einfach auf die Heizung gelegt, bis es eine angenehme Temperatur angenommen hat. Man kann es sicherlich auch im Backofen erwärmen. Das habe ich aber noch nicht ausprobiert.

Ein Körnerkissen kann auch als Kühlkompresse verwendet werden.

Weniger bekannt als die Verwendung zum Wärmen ist die Tatsache, daß man mit einem Dinkelkissen auch gut kühlen kann. Sportverletzungen, Insektenstiche, Entzündungen kann man anstatt mit einem Eisbeutel, auch mit einem Körnerkissen behandeln. Dazu wird das Säckchen in eine Plastiktüte gepackt und anschließend in das Gefrierfach gelegt, bis es kalt genug geworden ist, um seinen Zweck zu erfüllen.

Welche Art Getreide ist Dinkel eigentlich?
Dinkel ist mit dem Weichweizen eng verwandt. Er gehört botanisch zu den Spelzgetreiden. Als Spelz bezeichnet man die dünne Schutzhülle, die den weichen Kern eines Dinkelkorns schützend umgibt. Diese Spelzhülle muß entfernt werden, will man Weißmehl aus dem Getreide herstellen. Dinkel ist dem Weizen in vielerlei Hinsicht überlegen. Er besitzt mehr Vitamine, mehr Eiweiß und mehr Mineralien als sein Verwandter. Verwendet man Dinkel als Mehl zum Kochen oder Backen, sollte man am Besten Vollkornmehl verwenden, da dieses reicher an den Inhaltsstoffen ist, als Dinkel-Weißmehl. Für Menschen mit einer Gluten-Unverträglichkeit ist Dinkel jedoch genauso wenig geeignet, da auch er dieses Klebereiweiß enthält.
(Quelle: Artikel auf der Homepage „Zentrum der Gesundheit“)


Bereits Hildegard von Bingen schätzte den Dinkel

Im Mittelalter wurde der Dinkel vor allem im süddeutschen Raum angebaut. Gegessen haben ihn die Menschen als Brot oder Brei. Damals waren auch Weizen, Hafer, Roggen oder Gerste weit verbreitet. Hildegard bevorzugte ihnen gegenüber aber den Dinkel als gute Kost für Gesunde und Kranke. In ihrer „Physica“ schreibt sie, der Dinkel bereite dem Menschen „rechtes Fleisch und rechtes Blut und schenkt ihm außerdem ein frohes Gemüt“. Kranken empfahl sie, gekochten Dinkelbrei zu essen, denn dieser würde sie „innerlich heilen wie eine gute Salbe“.
(Quelle: Hildegard von Bingen Dinkelkochbuch, Moewig Verlag)


Exkurs: Rezept für ein Dinkel-Vollkornbrot nach Hildegard von Bingen, das ich gern backe

Das Grundrezept, das ich dem Hildegard von Bingen Dinkelkochbuch des Moewig Verlags entnommen habe, besteht lediglich aus:

1000 g Dinkel-Vollkornmehl
750 ml lauwarmes Wasser
40 g frische Hefe
20 g Kräutersalz

Ich gebe außerden gern noch dazu:

eine Handvoll Körner, was ich grade da hab, z. B. Grünkern, Dinkel, Roggenschrot, Sonnenblumenkerne. Die Getreidekörner sollten mindestens eine Stunde vorher mit etwas heißem Wasser eingeweicht werden, besser noch länger
3 TL Brotgewürz
evtl. etwas Kümmel


Das Mehl in eine große Schüssel geben, oben eine Mulde formen und die Hefe dort hineinbröckeln. Etwas Zucker dazu, damit die „Hefis“ was zu futtern haben und aufwachen. Mit etwas von dem abgemessenen Wasser übergießen, bis die Hefeflocken gut damit bedeckt sind.

10 min diesen Vorteig gehen lassen, es sollten sich auf der Hefepfütze kleine Blasen gebildet haben.

Dann die restlichen Zutaten dazugeben und alles mit der Küchenmaschine gut verkneten.

Den Teig mit einem Tuch abdecken und etwa eine Stunde lang an einem warmen Ort gehen lassen, bis sich das Volumen ungefähr verdoppelt hat (vor Zugluft schützen!).

Etwa eine halbe Stunde vor Ende der Gehzeit den Backofen bei Ober- und Unterhitze auf 250 Grad vorheizen und eine feuerfeste Schüssel (z. B. Auflaufform) mit Wasser auf den Boden stellen.

Den fertig gegangenen Brotteig auf einer bemehlten Unterlage in zwei Teile halbieren. Diese vorsichtig zu 2 Laiben formen, nicht mehr viel darauf herumkneten. Nochmals ca. 10 min lang gehen lassen.

Die Laibe auf ein Backblech oder einen Pizzastein in den Ofen geben.

10 Minuten bei 250 Grad backen, dann auf 180 Grad zurückdrehen und noch 30 Minuten lang fertigbacken. Am Besten im ausgeschalteten Backofen langsam abkühlen lassen.

Das frische Brot schmeckt mit etwas Kräuterbutter sehr gut!


Und weil wir gerade beim Nähen sind – kleine Teesäckchen für Weihnachten machte ich auch

In der Vorweihnachtszeit brauchte ich einige kleine Präsente. Da ich gerade sowieso dem Näh-Virus verfallen war, fertigte ich aus Baumwollstoff kleine Täschlein an, die ich mit Teebeuteln und einem Teelicht befüllte. Die Taschen nähte ich mit Innenfutter, und nach ein paar Fehlversuchen klappte es auch, alles richtig zusammenzufügen, damit auch nach dem Wenden alles schön aussah und dort saß, wo es hingehörte. Ich mußte die fertigen Teesäcklein gleich fotografieren, weil sie so hübsch waren:

kleine Taschen für Weihnachten genäht



Und noch eine Besonderheit gibt es bei diesen Täschlein. Ich habe sie nämlich auf der alten Singer-Nähmaschine meiner verstorbenen Oma genäht, die noch mit Fußpedal angetrieben wird. Die Maschine war jahrzehntelang nicht mehr benutzt worden. Ich wußte jedoch aus Erzählungen, daß sie eigentlich nicht kaputt war, nur Zickzackstiche konnte man schon lange nicht mehr damit nähen. Kurz vor Weihnachten packte es mich und ich befreite das gute Stück erst einmal von der dicken Staubschicht, die sich in der Zeit angesammelt hatte. Ich ölte alle Teile, die sich bewegen sollten, und los ging es. Gut, daß meine Oma die Bedienungsanleitung aufgehoben hatte! Leider riß mir der lederne Antriebsriemen bald, ich konnte ihn aber wieder flicken, und für den Notfall fand ich heraus, daß man so einen sogar noch nachkaufen kann. Ich freue mich sehr darüber, daß ich dieses antike Stück wieder zum Leben erwecken konnte. Ich benutze sie gern und habe dabei das Gefühl, meiner Großmutter dabei ein wenig näher zu sein.

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