Dinkelkissen sind wie auch andere
Körnerkissen, Kirschkernkissen oder Heublumensäcklein schon lange
ein fester Bestandteil der naturheilkundlichen Hausapotheke. Vor ein
paar Tagen versuchte ich mich nun daran, ein einfaches Dinkelkissen
selbst zu nähen. Und mit dem Resultat bin ich sehr zufrieden:
mein selbstgenähtes Dinkelkissen |
Die Nähanleitung – kurz und
kompakt:
Man benötigt 30 x
30 cm Baumwollstoff, einen passenden Nähfaden und 150 g Dinkelkörner
- Den Stoff ringsum mit Zickzackstich versäubern,
- dann rechts auf rechts in der Mitte zu einem Rechteck 30 x 15 cm zusammenfalten,
- eine kurze und die lange Seite füßchenbreit mit Geradstich zusammennähen,
- das Säcklein wenden und die Ecken gut herausholen;
- portionsweise 5x 30 Gramm Dinkelkörner einfüllen und nach jeder Portion die gerade befüllte Kammer abnähen – es entstehen fünf Kammern, die mit je 30 Gramm Dinkel befüllt sind;
- noch eine Mittelnaht der Länge nach herunter nähen, schon ist das Kissen fertig.
Dieses Material habe ich verwendet:
Ich habe einen dünnen bedruckten
Baumwollstoff genommen, den ich auch zum Patchworken gern verwende.
Für das Körnerkissen habe ich den Stoff zu einem Quadrat mit einer
Seitenlänge von 30 cm mal 30 cm zugeschnitten.
Außerdem wog ich noch etwa 150 Gramm
Bio-Dinkelkörner zum Füllen ab.
So habe ich das Dinkelkissen genäht:
Zuerst habe ich meinen Stoff an allen
vier Kanten mit Zickzackstich eingesäumt. Das wäre vielleicht nicht
nötig gewesen, aber es erschien mir sicherer. Schließlich wird die
Innenseite des Säckleins ja durch die Dinkelkörner, die sich
ständig bewegen, schon ziemlich beansprucht. Und ich wollte
sichergehen, daß sich die Nahtzugaben dadurch nicht auflösen und
dann die Nähte aufgehen.
Danach wurde der Stoff in der Mitte
einmal gefaltet, so daß ich anschließend ein doppellagiges Rechteck
von 30 cm mal 15 cm hatte. Die Stoffhälften müssen rechts auf
rechts übereinander liegen, man sieht also nur die linken
Innenseiten des künftigen Säckleins.
Nun nähte ich die lange Kante und eine
der beiden kurzen mit Geradstich füßchenbreit zusammen. Eine der
kurzen Seiten muß als Wende- und Befüllöffnung offen bleiben.
Den Beutel wendete ich, und schon war
er bereit dazu, befüllt zu werden.
Ich hielt es für sinnvoll, mein
Dinkelkissen in mehrere Kammern aufzuteilen. So sind die Körner im
gesamten Beutel relativ gleichmäßig verteilt. Das Wärmekissen kann
dann über seine gesamte Fläche die Hitze wieder abgeben, nicht nur
an den Stellen, an denen sich der Dinkel durch die Schwerkraft
sammelt.
Es sollten fünf etwa gleichgroße
Kammern werden. Deswegen portionierte ich die Körner zu fünf
Häufchen mit je 30 Gramm. Die erste Portion gab ich in mein Kissen,
dann nähte ich knappe fünf Zentimeter vom unteren Rand entfernt
eine parallele Naht. Da mir die Körner sofort im Beutel verrutschten
und natürlich auch den Weg meiner Nadel blockieren (eine hab ich
sogar verbogen, weil ich auf eines der harten Körner draufkam), hab
ich den Dinkel ganz zu der Seite geschoben, an der ich nicht nähen
wollte, und ihm mit eng gesteckten Stecknadeln den Rückweg
versperrt. So ging das Nähen dann ganz gut.
Auf diese Weise hab ich nach und nach
die fünf Kammern portionsweise befüllt und abgenäht, zum Schluß
die Nahtzugabe der oberen Öffnung etwa einen Zentimeter breit nach
innen geschlagen, und das Körnerkissen verschlossen. Nun hatte mir
der Dinkel im Innern noch immer zu viel Bewegungsspielraum. Deshalb
faltete ich mein Wärmekissen einmal der Länge nach, verteilte die
Körner gleichmäßig zu beiden Seiten und nähte auch noch einmal in
der Mitte von oben nach unten. Nun besteht das Kissen aus 10 ungefähr
gleichgroßen Kammern, und diese Aufteilung hat sich in der Praxis
inzwischen auch schon gut bewährt.
Wie wird das Dinkelkissen
angewendet?
Ein Körnerkissen kann man gut
erhitzen, und es gibt anschließend die Wärme nach und nach wieder
ab. Ist es abgekühlt, gleicht es sich der Körperwärme an und wird
nicht unangenehm kalt. Man kann es zur Wärmebehandlung bei
Muskelverspannungen oder schmerzenden Gelenken auflegen. Aber es tut
auch einem gestreßten Bauch gut, wenn man es anstelle einer
Wärmeflasche benutzen möchte. Man kann damit ein Babybettchen oder
den Kinderwagen vor einer Ausfahrt anwärmen. Doch Vorsicht! Das
Dinkelkissen wird so heiß, daß man sich durchaus daran verbrennen
kann.
Das Erhitzen geht am Schnellsten in
der Mikrowelle
Dazu wird das Wärmekissen bei etwa 600
Watt maximal eine Minute lang in der Mikrowelle erwärmt. Dabei muß
sich der Teller frei drehen können, ohne daß das Dinkelkissen am
Rand streift. Denn ansonsten besteht die Gefahr, daß es an einigen
Stellen verbrennt. Am Besten behalten Sie es währenddessen im Blick
und testen zwischendurch kurz, wie heiß es schon geworden ist.
Ich habe mein Kissen aber auch schon
eine Weile lang einfach auf die Heizung gelegt, bis es eine angenehme
Temperatur angenommen hat. Man kann es sicherlich auch im Backofen
erwärmen. Das habe ich aber noch nicht ausprobiert.
Ein Körnerkissen kann auch als
Kühlkompresse verwendet werden.
Weniger bekannt als die Verwendung zum
Wärmen ist die Tatsache, daß man mit einem Dinkelkissen auch gut
kühlen kann. Sportverletzungen, Insektenstiche, Entzündungen kann
man anstatt mit einem Eisbeutel, auch mit einem Körnerkissen
behandeln. Dazu wird das Säckchen in eine Plastiktüte gepackt und
anschließend in das Gefrierfach gelegt, bis es kalt genug geworden
ist, um seinen Zweck zu erfüllen.
Welche Art Getreide ist Dinkel
eigentlich?
Dinkel ist mit dem Weichweizen eng
verwandt. Er gehört botanisch zu den Spelzgetreiden. Als Spelz
bezeichnet man die dünne Schutzhülle, die den weichen Kern eines
Dinkelkorns schützend umgibt. Diese Spelzhülle muß entfernt
werden, will man Weißmehl aus dem Getreide herstellen. Dinkel ist
dem Weizen in vielerlei Hinsicht überlegen. Er besitzt mehr
Vitamine, mehr Eiweiß und mehr Mineralien als sein Verwandter.
Verwendet man Dinkel als Mehl zum Kochen oder Backen, sollte man am
Besten Vollkornmehl verwenden, da dieses reicher an den
Inhaltsstoffen ist, als Dinkel-Weißmehl. Für Menschen mit einer
Gluten-Unverträglichkeit ist Dinkel jedoch genauso wenig geeignet,
da auch er dieses Klebereiweiß enthält.
(Quelle: Artikel auf der Homepage „Zentrum der Gesundheit“)
Bereits Hildegard von Bingen
schätzte den Dinkel
Im Mittelalter wurde der Dinkel vor
allem im süddeutschen Raum angebaut. Gegessen haben ihn die Menschen
als Brot oder Brei. Damals waren auch Weizen, Hafer, Roggen oder
Gerste weit verbreitet. Hildegard bevorzugte ihnen gegenüber aber
den Dinkel als gute Kost für Gesunde und Kranke. In ihrer „Physica“
schreibt sie, der Dinkel bereite dem Menschen „rechtes Fleisch und
rechtes Blut und schenkt ihm außerdem ein frohes Gemüt“. Kranken
empfahl sie, gekochten Dinkelbrei zu essen, denn dieser würde sie
„innerlich heilen wie eine gute Salbe“.
(Quelle: Hildegard von Bingen
Dinkelkochbuch, Moewig Verlag)
Exkurs: Rezept für ein
Dinkel-Vollkornbrot nach Hildegard von Bingen, das ich gern backe
Das Grundrezept, das ich dem Hildegard
von Bingen Dinkelkochbuch des Moewig Verlags entnommen habe, besteht
lediglich aus:
1000 g Dinkel-Vollkornmehl
750 ml lauwarmes Wasser
40 g frische Hefe
20 g Kräutersalz
Ich gebe außerden gern noch dazu:
eine Handvoll Körner, was ich grade
da hab, z. B. Grünkern, Dinkel, Roggenschrot,
Sonnenblumenkerne. Die Getreidekörner sollten mindestens eine
Stunde vorher mit etwas heißem Wasser eingeweicht werden,
besser noch länger
3 TL Brotgewürz
evtl. etwas Kümmel
Das Mehl in eine große Schüssel
geben, oben eine Mulde formen und die Hefe dort hineinbröckeln.
Etwas Zucker dazu, damit die „Hefis“ was zu futtern haben und
aufwachen. Mit etwas von dem abgemessenen Wasser übergießen, bis
die Hefeflocken gut damit bedeckt sind.
10 min diesen Vorteig gehen lassen, es
sollten sich auf der Hefepfütze kleine Blasen gebildet haben.
Dann die restlichen Zutaten dazugeben
und alles mit der Küchenmaschine gut verkneten.
Den Teig mit einem Tuch abdecken und
etwa eine Stunde lang an einem warmen Ort gehen lassen, bis sich das
Volumen ungefähr verdoppelt hat (vor Zugluft schützen!).
Etwa eine halbe Stunde vor Ende der
Gehzeit den Backofen bei Ober- und Unterhitze auf 250 Grad vorheizen
und eine feuerfeste Schüssel (z. B. Auflaufform) mit Wasser auf den
Boden stellen.
Den fertig gegangenen Brotteig auf
einer bemehlten Unterlage in zwei Teile halbieren. Diese vorsichtig
zu 2 Laiben formen, nicht mehr viel darauf herumkneten. Nochmals ca.
10 min lang gehen lassen.
Die Laibe auf ein Backblech oder einen
Pizzastein in den Ofen geben.
10 Minuten bei 250 Grad backen, dann
auf 180 Grad zurückdrehen und noch 30 Minuten lang fertigbacken. Am
Besten im ausgeschalteten Backofen langsam abkühlen lassen.
Das frische Brot schmeckt mit etwas
Kräuterbutter sehr gut!
Und weil wir gerade beim Nähen sind
– kleine Teesäckchen für Weihnachten machte ich auch
In der Vorweihnachtszeit brauchte ich
einige kleine Präsente. Da ich gerade sowieso dem Näh-Virus
verfallen war, fertigte ich aus Baumwollstoff kleine Täschlein an,
die ich mit Teebeuteln und einem Teelicht befüllte. Die Taschen
nähte ich mit Innenfutter, und nach ein paar Fehlversuchen klappte
es auch, alles richtig zusammenzufügen, damit auch nach dem Wenden
alles schön aussah und dort saß, wo es hingehörte. Ich mußte die
fertigen Teesäcklein gleich fotografieren, weil sie so hübsch
waren:
kleine Taschen für Weihnachten genäht |
Und noch eine Besonderheit gibt es bei
diesen Täschlein. Ich habe sie nämlich auf der alten
Singer-Nähmaschine meiner verstorbenen Oma genäht, die noch mit
Fußpedal angetrieben wird. Die Maschine war jahrzehntelang nicht
mehr benutzt worden. Ich wußte jedoch aus Erzählungen, daß sie
eigentlich nicht kaputt war, nur Zickzackstiche konnte man schon
lange nicht mehr damit nähen. Kurz vor Weihnachten packte es mich
und ich befreite das gute Stück erst einmal von der dicken
Staubschicht, die sich in der Zeit angesammelt hatte. Ich ölte alle
Teile, die sich bewegen sollten, und los ging es. Gut, daß meine Oma
die Bedienungsanleitung aufgehoben hatte! Leider riß mir der lederne
Antriebsriemen bald, ich konnte ihn aber wieder flicken, und für den
Notfall fand ich heraus, daß man so einen sogar noch nachkaufen
kann. Ich freue mich sehr darüber, daß ich dieses antike Stück
wieder zum Leben erwecken konnte. Ich benutze sie gern und habe dabei
das Gefühl, meiner Großmutter dabei ein wenig näher zu sein.
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