Nachdem ich endlich genug (gut
anderthalb Kilometer!) Wolle für die Kettfäden gesponnen hatte, war
es soweit: Ich konnte die Kettfäden für den Hauptteil des Kleides
(Vorder- und Rückenteil zusammen in einem Stück) schären. Schon
das allein war ein mittleres Abenteuer.
Ich wollte es nach der Methode machen,
bei der man die Kettfäden gleich beim Schären am Kettbaum befestigt
und durch die Schlitze des Kammes zieht – hier der Link zu einemVideo, das diese Schärmethode erklärt.
Also baute ich meine 80 Zentimeter
breite Kromski Harfe am einen Ende meines Wohnzimmers auf. Und als
ich den Schärpflock vier Meter davon entfernt positionieren wollte,
merkte ich, daß der Raum zu klein dafür war. Doch mit etwas
Improvisieren in Richtung Flur bekam ich die Strecke doch noch hin.
Danach begann das Hin- und Herwandern
mit der Wolle zwischen Pflock und Webrahmen, was nicht nur mich in
Bewegung brachte, sondern auch meine beiden Katzen. Die hatten ihre
helle Freude mit den vielen Fäden und trieben mich zwischenzeitlich
schier in den Wahnsinn!
Als nach einigem Kampf schließlich
alles fertig geschärt war, flocht ich aus den langen Fäden erst
einmal einen Zopf, um sie bis zum nächsten Tag stillzulegen, an dem
ich mir für das Aufbäumen ein paar zusätzliche Hände organisiert
hatte. Denn bei dieser Kettenlänge und -breite hätte ich es allein
niemals geschafft, beim Aufrollen auch nur eine halbwegs gleichmäßige
Spannung zu bekommen.
Am folgenden Tag wurde mir schnell
klar, daß auch zwei Paar Hände für dieses waghalsige Unternehmen
zu wenig waren. Am Ende waren wir zu dritt – einer drehte am
Kettbaum, zwei entwirrten und hielten die Fäden. Außerdem dauerte
die Aktion anstelle der von mir dafür einkalkulierten zehn Minuten
dann doch eine gute Stunde...
Die vier Meter langen Kettfäden vor dem Aufbäumen auf meine Kromski Harfe |
Nun ist meine Harfe aber fertig
bespannt und ich hab bereits mit dem Weben angefangen. Bis jetzt habe
ich keine größeren Probleme mit der Fadenspannung. Auch meine
Sorge, daß die Kettfäden die Beanspruchung durch den Kamm nicht
aushalten könnten, ist bis jetzt unbegründet. Sie fransen schon
aus, aber bis jetzt hält es ganz gut.
Und nun folgt ein Geduldsspiel. Denn
ich brauche für zehn Zentimeter fast einen ganzen Abend. Damit ich
mich etwas besser orientieren kann und auch einen Fortschritt sehen
kann, markiere ich mir am Rand alle zehn Zentimeter eine Stelle und
einen Strich auf meinem Notizblock. Zwischendurch muß ich dann auch
immer wieder Wolle nachspinnen. Für vierzig Zentimeter Stoff brauche
ich ungefähr 50 Gramm Garn in Lace-Stärke.
Puh! Ob das wirklich bis zum Sommer was
wird? Wer hatte eigentlich diese dämliche Idee mit dem
selbstgemachten Stoff für mein Mittelalterkleid???
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