Nachdem mir das Stricken der
Wetterdecke 2017 viel Spaß gemacht hat und ich immer wieder
nachschaue, welche Temperatur es damals am aktuellen Tag hatte, bekam
ich Lust, auch heuer wieder so ein Projekt zu beginnen. Doch ich
wollte das Ganze dieses Jahr ein wenig unaufwendiger gestalten. Und
Decken hab ich auch genug. Deshalb überlegte ich mir, was ich
stattdessen machen könnte.
Nun hab ich mich entschieden, anstelle
einer Decke eine Art gestrickte Patchwork-Tasche anzufertigen. Ich
möchte für jeden Monat ein Rechteck in der Breite von 30 Maschen
stricken. Jeder Tag wird eine kraus rechte Rippe in der Farbe, die
der Temperatur um 11.00 Uhr vormittags entspricht.
Die Farben für meine Wettertasche
2020
Die Farbskala der
Wetterdecke 2017
werde ich in etwa übernehmen. Doch anders als damals benutzte ich
heuer Poly-Wolle. Ich denke, die ist für eine Tasche besser geeignet
und stabiler, als die Sockenwolle, die ich für die Decke genommen
hatte. Außerdem hab ich schon einige Restknäuel in den passenden
Farben zu Hause und muß nicht viel dafür zukaufen. Auch deshalb ist
es gut, daß die Temperatur-Rechtecke nicht besonders groß werden.
Bei den meisten Farben werde ich wahrscheinlich mit einem Knäuel
oder Rest auskommen. Und vielleicht wird so meine Restekiste auch mal
etwas leerer.
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Die Farbskala von meiner Wetterdecke 2017 werde ich für die Wettertasche 2020 übernehmen |
Die geplante Konstruktion der
Wettertasche
Ich werde wohl die Rechtecke einzeln
stricken und sie dann, wenn alle fertig sind, zusammenfügen. Dazu
möchte ich sie mit einer neutralen Farbe entweder umstricken oder
-häkeln und dann zusammennähen. Vielleicht finde ich auch eine
Möglichkeit, sie mit der neutralen Farbe irgendwie
zusammenzustricken. Das muß ich erst noch ausprobieren.
Der Plan ist, daß immer zwei Rechtecke
nebeneinander und drei untereinander kommen. Dann bildet die eine
Seite der Tasche das erste Halbjahr, die andere das zweite ab.
Irgendwie werde ich danach noch einen Henkel daranmachen (stricken,
häkeln oder brettchenweben, damit er nicht so leicht ausleiert) und
innen ein Futter hineinnähen. Damit setzte ich mich aber erst
auseinander, wenn es soweit ist. Also in etwa einem Jahr ...
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Die Konstruktion meiner Temperatur- / Wettertasche (Vorderseite) |
Mein momentaner Fortschritt
Der Januar ist noch jung und
dementsprechend kurz und farbarm ist mein erstes Temperatur-Rechteck.
Aber es darf trotzdem schon mal hier einen Platz bekommen:
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So weit ist ist das erste Rechteck meiner Wettertasche bereits gewachsen |
Meine Wettertasche – Stand der
Dinge im Dezember 2020
Das Jahr neigt sich dem Ende zu, und
auch meine Wettertasche nähert sich der Vollendung. Zumindest die
Monats-Rechtecke werden bald vollständig sein.
Als sich während des Strickens
allmählich zeigte, welche Dimensionen jedes Monats-Rechteck bekommen
wird, plante ich deren Anordnung für die Tasche noch einmal anders.
Wäre ich bei meinem ursprünglichen Plan geblieben, wäre die Tasche
eher schmal, dafür aber auch unschön tief geworden. Deshalb werde
ich die Monatsflächen nun untereinander anordnen.
So konnte ich auch immer 2 Monate an
einem Stück hintereinander stricken und sie mit ein paar Reihen in
weißer Farbe voneinander abtrennen. Das spart doch am Ende ein wenig
Zusammennäharbeit.
Die Verbindung der Monats-Rechtecke
Während ich die Tagesstreifen im
Rippenmuster anfertigte (eine Hin- und Rückreihe rechte Maschen pro
Tag), strickte ich den weißen Verbindungsteil als beruhigenden
Kontrast glatt rechts. Als ich die ersten 2-Monats-Streifen fertig
hatte, probierte ich damit herum, eine gute Möglichkeit zu finden,
sie zu verbinden. Ich entschied mich letztendlich dafür, schmale (6
Maschen) weiße Verbindungsstreifen glatt rechts zu stricken, und
diese Kante an Kante zwischen je zwei Monatsstreifen zu nähen. Das
macht etwas zusätzliche Näharbeit, aber es sieht deutlich schöner
aus als alle meine vorangehenden Versuche, den schmalen weißen
Streifen dazwischen zu stricken oder anzuhäkeln.
Mein Plan für die Fertigstellung
der Wettertasche
Ich werde die Monats-Rechtecke so
zusammenfügen, dass das erste Halbjahr die Vorderseite der Tasche
darstellt und das zweite Halbjahr die Rückseite. Dann stricke ich
oben und unten noch ein paar Abschlussreihen in weiß. Unten wird der
Boden dann zusammengenäht. Damit die Tasche insgesamt stabiler wird,
möchte ich aus einem einfarbigen neutralen Stoff noch ein
Innenfutter mit ein paar kleinen Taschen nähen. Wenn ich mich der
Herausforderung stelle, bekommt die Wettertasche noch einen
Reißverschluss. Oder ich überlege mir eine andere Möglichkeit, sie
zu verschließen.
Wie die Monate kennzeichnen?
Was mir auch noch etwas Kopfzerbrechen
macht, ist, wie ich die einzelnen Monate beschrifte. Wahrscheinlich
werde ich eher nicht die ganzen Monatsbezeichnungen darauf sticken,
sondern nur deren Anfangsbuchstaben. Irgendwo sollte auch noch
stehen, um welches Jahr es sich handelt. Und eine Legende wäre auch
nicht ungut. Vielleicht stricke ich dafür noch ein kleines Rechteck
und besticke es mit den Farben und den Bezeichnungen. Ich könnte die
Legende ja als Innentasche auf das Futter nähen oder sowas. Wenn ich
sie außen irgendwo drauf sticke, wird das nicht so schön aussehen,
denke ich. Mal sehen. Es ist ja noch etwas Zeit, bis ich soweit sein
werde.
Die Wettertasche im Februar 2021
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Wettertasche 2021 erstes Halbjahr
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Wettertasche 2021 zweites Halbjahr |
Inzwischen sind die einzelnen Teile
zusammengenäht, der Boden geschlossen und oben ein Rand
herumgestrickt. Die Tasche sieht hübsch aus, wie ich finde, ist aber
doch ein wenig groß geworden. Naja, es gibt schon Gelegenheiten, für
die man eine riesige Tasche braucht. Oder?
Für die Bezeichnung der Monate hab ich
jeweils über dem betreffenden Abschnitt den Monatsanfangsbuchstaben
aufgestickt. Die einzelnen Temperaturschritte stickte ich in den
betreffenden Farben auf den Rand der Vorder- und Rückseite. Nun habe
ich gerade den Trageriemen in Arbeit. Dafür webe ich in der
Brettchenwebtechnik ein stabiles Band, das auch durch die
Beanspruchung bei einer längeren Benutzung kaum ausleiern sollte.
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brettchengewebtes Band als Trageriemen für die Tasche
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Dann fehlt noch das Innenfutter und
eine Verschlussmöglichkeit. Eigentlich möchte ich dafür gern einen
Reißverschluss einnähen. Aber der braucht dann schon eine
stattliche Länge. Außerdem möchte ich gern die obere Kante der
Tasche noch irgendwie verstärken, damit sie später nicht so
umknickt, wie sie es momentan noch tut.
Die Motivation für das
Fertigstellen lässt zu wünschen übrig
Nachdem die Teile zusammengefügt
waren, hat bei mir erwartungsgemäß die Lust, die Tasche
fertigzumachen, doch gehörig nachgelassen. Und das liegt nicht nur
daran, dass die Überraschung, wie sie denn aussehen wird, nun weg
ist. Irgendwie hemmt mich momentan auch ihre Größe, die ich mir
doch ein wenig handlicher erhofft hatte. Ich fürchte, dass sie
wahrscheinlich den Rest ihres Daseins im Schrank fristen wird, und
alle Mühe, die ich nun noch dafür aufbringe, eigentlich umsonst
sein wird. Nein, irgendwann werde ich sie fertigmachen. Aber es würde
mir leichter fallen, wenn ich ein Ziel vor Augen hätte, ein
Einsatzgebiet, für das sie endlich fertig sein sollte. Naja, wird
schon noch werden.
Für 2021 hab ich mir bis jetzt kein
Jahresprojekt vorgenommen. Aber trotzdem schreibe ich immer noch
mittags die Temperatur auf. Aus diesen Aufzeichnungen möchte ich
schon etwas machen. Es ist interessant, die Temperaturentwicklung
über mehrere Jahre zu vergleichen. Aber ich weiß jetzt schon kaum
noch, wohin mit all den Decken, die ich schon gemacht hab. Und
Taschen hab ich auch genug. Ich bräuchte halt irgendwas Kleines, das
nicht viel Platz wegnimmt, um meine Wetterchronik fortzusetzen.
Vielleicht sollte ich die Temperaturfarben sticken – für jeden Tag
ein Kreuzchen oder so. Ach, ich weiß nicht. Ich schreib jetzt halt
mal weiter die Temperaturen auf. Vielleicht fällt mir ja noch etwas
Brauchbares ein.
Mai 2021: Es ist kaum zu glauben,
aber meine Wettertasche ist fertig!
Puh, ich hab schon
selber kaum noch daran geglaubt, dass sie noch fertig wird. Den
letzten Anschub hat gegeben, dass es ich genervt hat, sie ständig so
halbgar im Weg herumliegen zu haben. Und viel fehlte ja auch nicht
mehr.
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Wettertasche - 1. Halbjahr
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Wettertasche - 2. Halbjahr
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Schließlich kam
der verregnete Nachmittag, an dem ich ohne großen Plan das
Innenfutter zugeschnitten und mit zwei Innentaschen zusammengenäht
habe. Zum Verschließen hatte ich mich letztendlich für einen
Reißverschluss entschieden. Und da ich zufällig einen zu Hause
hatte, der in der Länge und auch Farbe gut passte, nahm ich die
Sache in Angriff. Der Reißverschluss hatte übrigens schon einmal
ein erstes Leben: Er gehörte zu einer Bettwäsche, die ich vor
einiger Zeit zerschnitten und weiterverwertet hatte. Nur nix
wegwerfen! Man weiß nie, wofür man die Sachen mal wieder braucht!
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Das Innenfutter meiner Wettertasche
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Für das
Innenfutter hab ich einen schlichten weißen Baumwollstoff genommen,
den ich in genügender Größe zu Hause hatte. Und dann ging es
eigentlich ruckzuck wie so oft, wenn man sich mal überwunden hat,
etwas anzupacken. Ich befestigte meinen brettchengewebten Henkel
innen an den beiden Schmalseiten der gestrickten Außentasche. Danach
setzte ich meine Baumwoll-Innentasche ein und nähte sie an der
Oberkante der Außentasche fest. Das tat ich mit der Hand und mit
doppeltem Faden. Ich hoffe, dass die Naht so auch gut hält.
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Wettertasche Oberkante und brettchengewebter Trageriemen
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Und was tu ich nun mit dieser
riesigen Tasche?
Festgelegt hab ich
mich da noch immer nicht. Ich hab mal überlegt, sie vielleicht als
Badetasche zu benutzen. Groß genug wäre sie. Aber durch das
Gestrick hat sie doch auch ein ganz ordentliches Gewicht bekommen,
und bei 30 Grad im Schatten ist jedes Gramm, das man zuviel
herumträgt, eine Belastung. Außerdem fürchte ich, dass sie durch
die Benutzung im Freien auch schnell ramponiert und von der Sonne
ausgebleicht würde. Also keine Badetasche.
Am ehesten kann
ich mir momentan vorstellen, sie als große Projekttasche zu
benutzen. Dort passen spielend mehrere Knäuel Wolle und auch ein
großer, dicker angefangener Pulli oder sowas hinein. (Oder eine
Wetterdecke 2021 – nein, ich strick keine!) Mal schauen, wofür ich
sie noch benutzen werde. Im Moment hängt meine Wettertasche halt so
herum und wartet noch auf ihre große Aufgabe.
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Temperaturskala auf den Rand gestickt
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Mein Fazit zum Projekt Wettertasche
statt Wetterdecke
Nach wie vor finde
ich es spannend, die Temperaturen über das Jahr zu dokumentieren und
mit denen von vorangegangenen Jahren zu vergleichen. Ich schreib auch
immer noch konsequent fast jeden Tag die Temperatur auf. Aber
Wettertasche werd ich auch so schnell keine mehr stricken. Nicht,
weil es keinen Spaß gemacht hätte. Im Gegenteil, das tägliche
Rippchen war ein schönes Ritual. Nur löste die Idee, anstelle einer
Decke eine Tasche zu stricken, mein „Platzproblem“ nur zum Teil.
Wenn ich etwas besser geplant hätte, wäre sie vielleicht auch von
der Größe her so geworden, dass ich wirklich für den täglichen
Gebrauch etwas mit ihr anfangen könnte. So hab ich wieder einen –
ja, sicherlich hübschen – Gegenstand geschaffen, der meine Wohnung
voller macht und den ich eigentlich nicht gebraucht hätte. Das ist
es, was mich an dem Projekt ein wenig stört. Und auch aus diesem
Grund hat es bis jetzt gedauert, es endlich fertigzustellen.
Auch wenn es mich
nach wie vor reizt, aus meinen laufenden Temperaturaufzeichnungen des
aktuellen Jahres etwas zu machen, werd ich wohl vorerst auf ein
Wetter-Handarbeitsprojekt verzichten. Vielleicht lege ich mir eine
Datei an, in der ich meine Temperaturwerte eintrage. Auch so kann ich
sie später mit Folgejahren vergleichen. Und sie nehmen keinen Platz
weg. Und wenn ich irgendwann keine Decken mehr habe, kann ich mit den
archivierten Werten immer noch eine Wetterdecke stricken. Denn das
Stricken eines Wetterprojekts macht mir auf jeden Fall großen Spaß.
Es ist nur sinnlos, Dinge herzustellen, die danach im Schrank
verschwinden oder Platz wegnehmen, den ich nicht übrig hab.