Ich wollte nun mal aus meiner schönen
handgesponnenen Wolle einen Pullover stricken. Das Schwierige daran
ist (finde ich), daß die Anleitungen, die man in Zeitschriften
findet, auf eine bestimmte Wollstärke ausgerichtet sind. Es wäre
zwar manchmal möglich, die Anleitung in mühevoller Rechenarbeit
anhand der Maschenprobe auch an eine andere Garndicke anzupassen,
aber ehrlich gesagt überfordert mich das einerseits und andererseits
bin ich dafür auch zu faul. Man könnte theoretisch auch versuchen,
die Wolle in der richtigen Stärke zu spinnen. Aber das würde bei
mir niemals hinhauen.
Also machte ich mich auf die Suche nach
einer gaaaanz einfachen Strickanleitung für einen Pullover, so eine
Art „Grundanleitung“. Wichtig war mir dabei, daß die Ärmel
möglichst problemlos eingepaßt werden konnten und ich am Besten nur
aufgrund meiner Maschenprobe (und ohne großen Aufwand) alle
benötigten Maschenzahlen berechnen konnte.
Der RVO-Rechner von Distelblume
nimmt einem die Rechenarbeit ab
Da stieß ich im Internet auf den
RVO-Rechner (Raglan von oben) von Distelblume.
Das war genau die Art Grundanleitung, die ich gesucht hatte. Ein paar
kleine Maße und eine Maschenprobe reichen, um daraus einen ganzen
Pulli zu stricken. Und dabei spielt die Stärke der Wolle keine
Rolle!
Beim Raglan von oben strickt man den
Pullover in einem Stück rundherum. Das Zusammennähen entfällt also
komplett! Man beginnt am Halsausschnitt und nimmt kontinuierlich in
den folgenden Runden Maschen zu. Daraus entstehen erst die Schultern
und später die Ärmel. Die Anleitung kann prima auf die eigenen
Körpermaße abgestimmt und auch während des Strickens immer wieder
angepaßt werden.
Der Vorteil des RVO-Rechners der
Distelblume ist, daß er einem die Rechnerei so gut wie abnimmt. Als
Nachteil kristallisierte sich bei meinem ersten Versuch damit heraus,
daß in meinem Fall die errechneten Maschenzahlen nicht wirklich
zusammenpassten und ich doch mehr selberrechnen mußte, als erhofft.
Aber vielleicht lag das nur an meiner eigenen Begriffsstutzigkeit.
Mit ein paar Veränderungen kam ich mit der ausführlichen Anleitung
auf der Seite dann doch recht gut zurecht. Es machte richtig Spaß!
Das Resultat ist dieser luftige Sommerpulli aus handgesponnenem
dünnem Bambusgarn, der auch meiner Katze Elli anscheinend gut
gefällt:
Mein erster Raglan-von-oben-Pulli aus handgesponnenem Bambusgarn |
Außerdem bin ich nun fest im Griff des
Raglan-von-oben-Virus. Und da ich von
meinem Mittelalterkleid-Wahnsinns-Projekt noch eine üppige Menge blaue
Merino-Kammzüge übrig habe und auch noch andere Farben zum
„Strecken“, hab ich nun begonnen, einen weiteren RVO-Pulli für
den Winter zu stricken.
Eine gute Videoanleitung zum Raglan
von oben stricken
Zufällig stieß ich bei meinen
Vorbereitungen dafür auf die Seite von Nadelspiel.com. Dort gibt es
eine Video-Serie, in der Elizza erklärt, wie man einen Raglan-von-oben-Pulloverstricken kann. Sie zeigt, wie man anhand der eigenen Körpermaße
recht unkompliziert die benötigten Maschenzahlen und Zunahmen noch
individueller berechnen kann, als es der RVO-Rechner von Distelblume
tut. Und was mir noch gut gefallen hat, ist, daß ich nun auch
nachvollziehen kann, wie die benötigten Maschenzahlen (die der
Rechner einfach nur ausspuckt) entstehen.
Und das ist der Stand der Dinge
momentan:
Dies wird ein RVO-Pullover aus handgesponnener Merinowolle |
Es macht viel Freude, den Pulli zu
stricken, und bei der dicken Wolle wächst er auch rasant. Im Moment
hab ich etwa 300 Gramm Wolle gesponnen und Navajo-verzwirnt. Das Garn
ist superweich, und auch das Gestrick fühlt sich richtig kuschelig
an. Kaum zu glauben, aber ich freue mich darauf, daß es richtig kalt
wird ich den Pullover anziehen kann. Ach, und mein Kater Aramis hätte
ihn anscheinend auch gern – zumindest als Kuschelunterlage:
Kater Aramis gefällt mein angehender Strickpulli |